Zart, voller Anmut und aus einem smaragdfunkelnden Silentium heraus beginnt Freddie Mercury „Save me“ auf dem Quivive. Pianoklang tropft wie Freudentränen in den filigranen Gesang dieses Wunderknaben, vermischt sich mit der melancholischen Riesenhaftigkeit einer Hymne, die aus der Feder Brian Mays geboren wurde und die hier, in den ersten 46 Sekunden, Anlauf nimmt, um uns zu berauschen. Ein fast übermächtiges Oeuvre, dessen vitale Dynamik in all seinen Facetten Ausdruck findet.

Das Opening des Songs, den Farrokh Bulsara alias Freddie Mercury uns wie in Seide gekleidet leise leidend auf die Brust brennt, ist der Anfang vom Ende einer Beziehung, und was da also strömt, sind keine Freudenfontänen, sondern Tränen bitteren Schmerzes. Weil die Liebe bleibt, die Liebe, die ihm das Herz brechen lässt, weil sie nicht weichen will, obschon sie zur Lüge geworden zu sein scheint und nun zerstörerische Kräfte walten lässt. „Save me“, schmettert Freddie nach dem dezenten Intro laut hinaus in die Trauer um den Verlust und den inneren Aufruhr. Ein Aufschrei der Verzweiflung. „Rette mich.“ Die Band Queen steigt mit ein und ein Lied wird zum Epos.

Save me, save me, save me
I can’t face this life alone
Save me, save me, save me
I’m naked and I’m far
from home.

Einsam, verlassen fühlt sich das Song-Ich. Möge keiner behaupten, Mercury hätte diese gescheiterte Liebe so und nicht anders erlebt. Andererseits sind die Grenzen zwischen Fiktion und Realität fließend. Der König von Queen hätte vermutlich auch das britische Telefonbuch, die Biografie Rübezahls oder Fachliteratur über die Losung von Damwild derart überzeugend intoniert, dass daraus ein Hit geworden wäre. Einen Entertainer wie ihn, der als Queen-Speerspitze schnöden Pop ignorierend zwischen klassischer Couleur und rassiger Rockattitüde die Musik in höchstem Maße zelebrierte, wird es kein zweites Mal geben.

Albumtitel wie „A Night At The Opera“ und „Jazz“ zeugen von Queens Anspruch, einen Stil zu prägen, der ungemein eigenständig ist. Die „Bohemian Rhapsody“ lugt aus den Kristallen des Songbooks dieses Kultquartetts schillernd hervor, aber denken wir auch an „Somebody to love“, „Innuendo“ oder eben an „Save me“: Wären diese Lieder Bilder, gehörten sie in den Louvre neben die Mona Lisa.

Eine finale, vierminütige Supernova

„Save me“ erhebt sich als letzter Song aus dem fiebrigen 1980er Album „The Game“, das stark beeinflusst wird durch den Groove des Bassisten John Deacon und die wie Donnerwumms wirkenden Drums Roger Taylors. In diesen neuen Gewändern, in die sich Queen damals kleidete („Another one bites the dust“ als Disco-Inferno), geht „Save me“ nicht unter, sondern brilliert als finale, fast vierminütige Supernova mit allem, was die Klaviatur des Emotionalen hergibt. Entenpelle kribbelt bis unter die Dachluke, die Lider brennen rot und Mercury breitet, so sieht es das innere Auge, seine Arme aus, als ob er sich von der unendlichen Harmonie, die diesem breitschultrigen Song innewohnt, tragen lassen möchte.

Ein glorioses Meisterwerk, das Gitarrist Brian May, kongenialer Partner Mercurys und ausgezeichneter Musiker, im Alleingang geschrieben hatte. Einfach wundervoll, wie er Zeilen und Melodie in Einklang brachte. „Ich kleidete mich in deine Herrlichkeit und deine Liebe“, verheißt uns eine dieser genussvollen Zeilen, die auf die Wirkung von „Save me“ auf uns Hörende ebenso zu empfinden ist. Es kleidet uns in seine Herrlichkeit und Liebe.