Richard Cousins‘ Bass brodelt wie Ursuppe; Robert Cray gießt Blues über das wummernde Fundament. Was wir hier hören, ist ein Protestsong gegen den vermutlich größten Vollidioten, den die Unvereinigten Staaten von Amerika jemals ins Oval Office gewählt haben. Ein kräftig schleichender Bluesfunk, aufgestachelt von Crays baskervillehundknurrendem Gesang, der niemals zuvor in einer solchen Intensität seinem Ärger über die Dinge Luft gemacht hat, nimmt von der ersten Sekunde an donnernde Fahrt auf und wird zur großen Abrechnung mit dem Trumpeltier. All der Hass, all die Feindseligkeiten und Verleumdungen, all das Menschenverachtende, das der gefährliche Schwachmat aus dem Weißen Haus in vier Jahren breitwürfig über die ganze Welt verteilte, wird ihm hier mit unfreundlichen Grüßen zurückgeschickt. „Who is this man in our house?“, fragt Cray ganz richtig. Ja, „in our house“, „in unserem Haus“. Unser Haus Amerika.

Es ist die erste Zeile einer Tirade, die keinen Anspruch auf tief schürfende Poesie erheben will, sondern die vertrackte Situation zum Anlass nimmt, in schlichten, nachvollziehbaren Worten die alles bewegende Frage und eine noch bewegendere Forderung zu stellen, damit das auch die Dümmsten verstehen. Die Frage lautet: „Wie ist der Mann da reingekommen?“ Und die Forderung ist: „Schmeißt ihn raus!“

Now he’s walking around
Like he’s a big king
If we’re gonna save our home
We need to get him out
Get him out
Get him out
Get him out
You’d better get him out
Get him out
Get him out

Musikalisch betrachtet verfolgt Robert Cray hier eine simple Textur. Bassmann Cousins’ macht fünf Minuten lang eine sich immer wiederholende Fingerübung an den breiten Saiten, aber diese eiserne, wie unverrückbar wirkende Linie ist fruchtbarster Boden, in den Cray seine E-Gitarren-Parts pflügt und die grollenden Worte einsät, die von den „Craylettes“ als Background und eingestreuten Percussionparts gedüngt werden. Sonor wird das Songgebilde, immer stoischer entwickelt sich das Monsterwerk, schreitet voran wie eine Armee, die für den Frieden einsteht und wirkt mit zunehmendem Weg, den es auf sich nimmt, hypnotisch. „Get him out“ wird zum Finale 80 Mal wiederholt!

Die Stimmungslage bleibt düster, und anstatt von Hoffnung zu faseln, sprechen hier Verachtung und Wut aus dem Kontext. Die Basslinie bleibt unbeeindruckt von all den Köstlichkeiten, die die Cray-Band bei aller Ernsthaftigkeit des Themas mit spürbarem Vergnügen hineinschmuggelt und die bisweilen erst beim zweiten oder dritten Hören intravenös wirken. War das gerade eine Orgel? Wo kam die her?

„This man“ aus dem deliziösen 2020er Album „That’s what I heard“ ist ein mit blauer Flamme gezündetes Wutfeuer, sehr cool gespielt, aber mit brennender Seele transportiert. Es kam zu Protesten, als Cray vor den Lockdowns bei Konzerten dieses Lied anstimmte. Jetzt wird es zur Hymne. Nicht für alle, freilich aber für viele. Und für einen zum Abgesang. Wenn der Typ weg ist, mache ich drei Kreuze und drehe die Lautstärke meiner Hifi-Anlage auf maximal, um zu tanzen für Freiheit und Frieden und mich, weil der stylish-mürrische Funk dieser Nummer nicht nur Protesten Beine machen kann, sondern auch solchen, die gerne verdammt gute Musik hören.