Als mich Climie Fisher im Enddrittel der Achtziger mit „Love changes everything“ langweilten, ahnte ich nicht, wie wertvoll Simon Climie, eine Hälfte des britischen Softyduos, fürs Business werden würde. Ich gebe zu, das Popgeschwurbel in meine pickelig-pubertäre Gefühlsachterbahn mitunter einfließen lassen zu haben, und auch „Rise to the occasion“, noch so ’ne Schnulzettenmelodei, war fade, schade. Eines jedoch haben die Beiden geschafft: Die federleichte Textur ihrer Lieder schwebt wie ein flauschiges Wölklein süßlicher Teenagerfreuden bis heute durch die Troposphäre.

Die banale Songschnulzerei war nur der Anfang

Dass die musikalisch banale Liebesleidsequenz die Songwritingfähigkeiten des Simon Climie noch heute in den Schatten zu stellen vermag, ist seltsam, spricht aber immerhin für die Songs. Zudem: Modern Talking will ja auch niemand gehört haben… Komisch aber, dass Millionen Platten von Dieter Bohlen, Thomas Anders und der Kette Nora verkauft wurden. Das mit der Selbstwahrnehmung ist eben so eine Sache.

Im Gegensatz zu Dünnbrettbohlen hat Climie neben seinem Achtzigerprojekt für andere Künstler tatsächlich auch gute Songs geschrieben. „I knew you were waiting (for me)“ ist aus seiner Feder, ein zwitscherndes Liebesepos, das von Aretha Franklin und George Michael fabelhaft umgesetzt wurde. Und: Für Eric Clapton griff Simon Climie tief in die Schatulle seiner Fähigkeiten. Mehrere Alben produzierte er für ihn, unter anderem „Riding with the king“, quasi eine Hommage an B.B. King, auf der der König selbst die Saiten seiner Lucille zum Jodeln bringt.
Und T.D.F.! Diese drei Buchstaben stehen nicht für Tour de France, sondern sind die Initialen des einmalig umgesetzten Bandprojekts Totally Dysfunctional Therapy. 1997 erschien das Album „Retail Therapy“, fiel bei Kritikern durch, floppte, wo es konnte. Elektronische Beats und Pro Tools am Computer mit Mr. Slowhands Saitenspiel zu verquicken, ist auch sehr ambitioniert. Neben Fahrstuhlmusik und Clubsounds fürs vierte Bierchen sind aber ein paar Funkelperlen drauf, und „Pnom-Sen“ fühlt sich an wie Schneeschmelze am ersten Frühlingstag. Den digitalen Rhythmus durchstößt Claptons Gitarrenspiel wie ein Krokus, der sich durch die weiße Pracht schiebt, seine Blüte entfaltet und im Beisein wärmender Sonnenstrahlen erste Hummeln lockt. Im Hintergrund passiert nicht viel bis nichts; Clapton jammt träumerisch vor sich hin, so verspielt, dass ich vermute, die Ausblende musste sein, weil die Roadies den Meister sonst aus dem Studio hätten tragen müssen.

Was Pnom-Sen bedeutet, ich weiß es nicht, es könnte auch Fu-Chang, Schnippschnapp oder Knötzknatz heißen, weil es keinen Text, keinen Hinweis, kein Nichts gibt, aber Pnom-Sen klingt verlockend, irgendwie nach Yin und Yang.