Die Wunde sitzt tief und sie wird wohl nie heilen… Da verliebt man sich so sehr in eine Band, in ihren Sound, ihre Texte, ihren Style, erlebt sie zweimal live und dann das: Genre-Wechsel! Und ich rede nicht von einem Wechsel von Rock zu Pop, von Metal zu Hard Rock oder dergleichen. Es geht um den Sprung von Country zu Elektro. Ja, genau, E-lek-tro! Wer macht denn sowas??

Die Rede ist von „The Band Perry“, bestehend aus den Geschwistern Kimberly, Neil und Reid Perry aus Mobile, Alabama. Egal, welchen Song ich von ihnen höre, ich weine… Solch geniale Kompositionen wird es von ihnen nie wieder geben. Von daher ist es auch ganz gleich, welche Nummer ich heute für euch aussuche. Ich habe alle Songs auf ihren beiden Country-Alben („The Band Perry“ und „Pioneer“) gefeiert. Mal rockig, mal gefühlvoll, stets mit typischer Country-Note und unverwechselbarer rauer Stimme der Frontfrau, erreichte die Combo in den USA ein Millionenpublikum, Top-Chart-Platzierungen, spielte in ausverkauften Football-Stadien, heimste die wichtigsten Preise des Genres ein.

Keinen Preis gewonnen, aber immerhin einmal nominiert in der Kategorie „Choice Music: Break-Up Song“ bei den Teen Choice Awards 2013, ist die Nummer „Done“. Man, was habe ich dazu getanzt und abgerockt! „Done“ war der Song leider auch ziemlich schnell, als ich ihn das erste Mal live hörte, bei meinem allerersten Besuch des Country-Music-Festivals in Nashville, Tennessee (ich weiß, ich könnte auch nur Nashville schreiben, jeder wüsste, welche Stadt gemeint ist, aber klingt es nicht wunderschön in einem Atemzug? Nashville, Tennessee – hach…). „Thunderstorms“ waren angesagt am letzten der vier Abende, die, vollgepackt mit den Stars der Szene, im Nissan Stadium zelebriert wurden. Das Publikum (immerhin so an die 80 000 Country-Fans) war in Alarmbereitschaft, alle paar Minuten kam eine Durchsage, was im Falle einer „evacuation“ zu beachten sei.

Ausgerechnet am letzten Abend, als unter anderen The Band Perry und Keith Urban angekündigt waren! Um alle gerecht zu behandeln, wurde beschlossen, dass jeder Act statt der geplanten 30 bis 40 Minuten nur jeweils drei Songs performen sollte. „The Band Perry“ war die allerletzte Band auf der Bühne, „Done“ der allerletzte Song. Mit der Schlussnote verdufteten auch die Tausenden Cowboy-Hut tragenden Fans. (Kleine Anmerkung am Rande: Das Unwetter kam dann natürlich doch nicht …)

Man, was war ich traurig, dass ich „The Band Perry“ nur für die drei Stücke live hatte. Und dann, kaum wieder zu Hause, die beste Meldung des Musik-Jahres: „The Band Perry“ geben im gleichen Jahr im Herbst ein Konzert in Hamburg! Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich hinfuhr, oder? In diesem kleinen Schuppen namens „Knust“ erlebte ich Kim, Neil und Reid hautnah (besser gesagt: schweißnah), teilte sie nur mit etwa 200 weiteren Fans, statt wie fünf Monate vorher noch mit 80 000! Statt drei Songs gab’s das komplette Set – selten war ich nach einem Konzert so glücklich!

Und heute? 2015, zwei Jahre noch meinem Konzert-Glück, wechselte die Band nicht nur ihre Plattenfirma, sondern auch ihre Stilrichtung. Zunächst machten die drei Geschwister noch Pop, der einigermaßen erträglich war, doch seit 2018 bringen sie ihre Musik Label-unabhängig heraus. Und das Ergebnis ist wirklich nicht mehr anhörbar. Habe ich schon erwähnt, dass ich weine? Es ist also alles „done“ mit meiner damaligen Lieblings-Country-Band.

It’s gonna hit you hard
til you see stars
It’s gonna put through you
a world of hurt
Oh I don’t believe in getting
even but giving what you deserve

Was bleibt, sind die tollen Songs und Live-Erinnerungen aus den Jahren 2010 bis 2013.