Nein, nicht C.C. Catch, um Himmels willen, kein Bohlen’scher Krempel – hier ist die Rede von The Catch! Das ist ein himmelweiter Unterschied, denn dieses Duo, bestehend aus dem kenianischen Keyboarder Don Snow und dem Schlagzeuger Andy Duncan, entpuppte sich mit „25 Years“ als ein heiß brodelndes One-Hit-Wonder. 1983 stampfte die Scheibe so kraftvoll und gelassen Richtung Chartspitze in Deutschland wie die Elefantenkolonne im Dschungelbuch durchs Dickicht dödelt. Der Song schaffte es nicht bis ganz oben, immerhin aber bis auf Platz drei.

Ein Zwölfzylinder fernab aller rasenden Erwartungen

Der schleppende Beat ist faszinierend; das seltsam anmutende Harmoniegepräge wirkt wahrlich wie eine Uptemponummer nach erfolgreichem Downsizing. Quasi ein fernab aller rasenden Erwartungen cruisender Zwölfzylinder, dessen brachiale Urkraft in jedem wummernden Moment spürbar bleibt, ohne sie jemals auszufahren. Ein Lied wie Tai Chi: Stark verwurzelt in der Mitte seiner selbst, aber wenn‘s darauf ankäme, wird aus der sanften Bewegung ein krachender Handkantenschlag direkt auf die Ömme. Wie die Katze vorm Mauseloch. Das ist genial.

Deshalb passt „25 Years“ so exzellent auf jede Tanzfläche. Weil es nicht vorhersehbar ist und dennoch ansatzlos in Fleisch und Blut rübertreibt. Weil es uns spannt und entspannt. Weil es den Ohren so schmeckt wie dem Gaumen fette Fritten mit Erdnusssauce. Ich hatte mich eines Tages verleiten lassen, eine „Best Of“-Scheibe zu kaufen, die allein von Schneemann Don in Eigenregie zusammengejuckelt worden war, weil sein Musikussozius schon kurze Zeit nach dem Riesenhit abgedunct hatte – ich hätte es lassen sollen, denn das übrige Dutzend ist von durchweg qualvoll ausdruckslosem Gesäusel durchwirkt. Allein für „25 Years“ hat sich der Kauf aber gelohnt, denn es wird hier auch im 6,40 Minuten langen 12“-Mix bis auf die Spitze getrieben, in dessen Soundgeflecht ein extra langes Saxophonsolo eingenäht wurde zu einer Zeit, als der ph-Wert im Saxophon noch standhaft war. Das waren schöne Zeiten.

Später kneterte „25 Years“ als Version ’96 in vier weiteren Mixes um zigfache beats per minute aufgepumpt als Neunzigerböller durch die Boxen. Hatte ich mir auch gekauft. Die Remixes von 2004 ließ ich aber im Ladenregal stehen; man kann’s auch übertreiben…
Es soll dem Hohelied auf diesen Burner keinen Abbruch tun. In „25 Years“ steckt der Geist des Blues, der sich paarungsbereit dem Pop und Discobohei hingibt, um aus dieser Liaison als neue Kreatur emporzuwachsen. Vorn im Licht die männliche Kopfstimme, aus dem Hintergrund kawummsen Schläge aufs Trommelfell wie Black Beats voll in die Magengrube, und am Ende jubelt auch noch ein Klavier. „25 Years“ trampelt unaufhaltsam voran, ist ’ne Waffe gegen alle Vernünftigen, die nicht tanzen wollen. Hier müssen sie. In den Achtzigern war‘s so, und es hat sich nichts geändert.

25 years, I got 25 years
25 years, I got 25 years

Dabei sollten wir Verführten nicht vergessen, dass dieses Kraftwerk textlich tiefer greift, als es vermuten lässt. Das Lied erzählt von einem sich Krummgearbeiteten, der aufgrund eines minimalen Diebstahls für 25 Jahre in den Knast wandert. Da sitzt er nun, fertig mit der Welt.

Forget that pot of gold,
There’s nothing
at the rainbows end.

Nichts am Ende des Regenbogens. Weil wir sein Ende nie erreichen. Egal. Tanzen. Jetzt!

Ach ja, „25 Years“, da war noch was: Herzlichen Glückwunsch, Radio Aktiv!