Countrymusik ist nicht mehr Countrymusik, kritisieren zahlreiche Fans dieses Genres seit geraumer Zeit in den USA. Zu modern, zu langweilig, nicht tiefgründig genug – „Bro-Country“ nennen sie dieses Phänomen. Der Sound ist angelehnt an Stadion-Rock; Fiddle, Mandoline und Banjo fallen den neuen Klängen zum Opfer. Doch diese Entwicklung schlägt nun wieder eine Kurve ein: Die Country-Szene befindet sich momentan in einer Phase, bei der die ehrliche Tradition des Genres in den zeitgenössischen, modernen Klang zurückkehrt.

Selbst Bands und Sänger, für die der „Bro“-Begriff geschaffen wurde – wie zum Beispiel Florida Georgia Line, Jason Aldean oder Luke Bryan – haben sich weitgehend von dieser Art des Genres verabschiedet. Ein weiterer zieht nach: Thomas Rhett. Während der 31-Jährige sonst eher auf moderne Tunes, flotte Beats und Lyrics wie „I say hey hey baby do you want to come over / You say no way then you move in closer / Next thing I know you were in my T-shirt“ setzte, trägt er mit seiner neuen Scheibe „Country Again“ zur Umkehr, zur Rückbesinnung bei, wie der Titel schon sagt.
Und nun ist wieder Sommer – die Zeit im Jahr, in der bei mir noch mehr Country aufgelegt wird als sonst.

So stolperte ich denn auch über jenes Album von Mr. Rhett und war mir unschlüssig, ob sich ein Kauf lohnen würde. Als ich jedoch in zwei Songs reingehört hatte, stand fest: Die CD muss ich haben! Und da wir nun dieses Thema schon aufgreifen, werde ich auch den gleichnamigen Song anpreisen: „Country Again“ ist eine der Nummern, die mich sofort gepackt haben. Überhaupt gibt es kaum einen Song auf dem Album, der mich nicht irgendwie berührt – am stärksten die Ballade „Heaven right now“. Doch auf Tränen habe ich heute keine Lust, also sprechen wir über „Country Again“:

I love me some California, but it sure ain’t Tennessee / And my roots down there in Georgia, yeah, they started missin‘ me / And I wouldn’t change the things I’ve done or the places that I’ve been / Man, it feels good to be country again

Und dann bin ich doch gerührt und halte die Tränchen zurück. Denn für mich heißt der Text: „Ja, ich liebe meine norddeutsche Heimat, aber es ist eben nicht Tennessee / Und meine zweite Heimat in den Südstaaten, sie vermisst mich wohl ebenso wie ich sie…“

Thomas Rhett ist übrigens ein ganz dufter Knabe, hat Millionen Alben verkauft, 16 Nummer-Eins-Hits in den Country-Airplay-Charts und seine Songs werden milliardenfach gestreamt (auf der anderen Seite des Teichs zumindest, wo stets über die Hälfte aller Nummern in den Topplatzierungen der Charts aus dem Country-Genre stammen). 2012 heiratete Thomas sein Highschool-Sweetheart Lauren, mit der er mittlerweile drei Töchter hat (die älteste ein Adoptivmädchen aus Uganda). Seiner Bilderbuchfamilie widmet er von Zeit zu Zeit auch eigene Songs, wie zum Beispiel das zauberhafte „Life Changes“.

Ich finde, es ist für Thomas Rhett dann auch mal an der Zeit, den deutschen Markt auszuchecken! Immerhin sind in letzter Zeit immer mehr Country-Künstler, die in den USA Superstars sind, in unseren Landen unterwegs – und wäre Corona nicht dazwischengekommen, wären es noch mehr gewesen. Kein geringerer als Keith Urban beispielsweise hatte 2020 schon fünf Auftritte in deutschen Landen festgezurrt (und ratet, wer Tickets hatte!!), die dann leider ausfallen mussten. Aber aufgehoben … Immerhin: Brett Eldredge ist der Erste, der für 2022 bereits zwei Gigs in München und Berlin angekündigt hat. Daumen gedrückt, dass er erst der Anfang ist und viele weitere Superstars folgen!