Was, bitte, ist Trespassers William? Da schwelgen meine Ohren in einem so wundervollen Song, eindeutig gesungen von einem weiblichen Wesen – und dann gucke ich auf die CD-Hülle (es handelte sich um einen Soundtrack) und stoße auf diese Bezeichnung. Ich weiß ja, dass die Amis manchmal krasse Vornamen für ihre Kinder aussuchen und dass sie auch ihre Nachnamen in Vornamen umwandeln dürfen (ich hatte einmal einen Englisch-Dozenten namens Miller Jones – Miller Light wäre lustiger gewesen…), aber was, zur Hölle, soll denn Trespassers sein? Kann man ja kaum aussprechen. Ich löse mal lieber auf: Bei Trespassers William handelt es sich um eine amerikanische Shoegaze- und Indie-Rock-Band. Oder, ich sollte besser sagen: war. Denn die Combo gibt es seit 2012 nicht mehr.

Aber auf dem Soundtrack zu dem genialen Film „A Love Song for Bobby Long“ ist sie noch vertreten – mit einer der wohl melancholischsten Nummern, die ich jemals gehört habe: „Different Stars“. Die Zeilen so herzzerreißend dahingehaucht von Frontfrau Anna-Lynne Williams, dass sich sogar Lakritz verflüssigen würde. Dabei sind es gar nicht unbedingt die Lyrics, die mich an diesen Song fesseln, sondern allgemein die Stimmung, die er erzeugt. Eben jene Stimmung, die auch den Film „A Love Song for Bobby Long“ ausmacht: ein Gefühl von Langeweile, gepaart mit schwüler Südstaaten-Hitze, die es nicht zulässt sich zu bewegen. Festgeklebt auf dem Plastikstuhl auf der Außenveranda, von Mücken geplagt, auf der erfolglosen Suche nach einer Abkühlung werden die Gedanken verlangsamt, kündigt sich ein Sehnen nach anderen, besseren Zeiten an. Aber die Gedanken werden zu Brei, noch bevor sie sich klar formen können.
Und so singt Anna-Lynne Williams dahin:

So I will hum alone, too far from you
All that I say now is nothing to you
We will lie under different stars
I am where I am and you’re where you are

Scheinbar schwerelos hängen ihre Worte im Raum, machen schläfrig und doch bleibt die Ruhe aus.
Diese Nummer hat einfach was. Vielleicht ist es dieses gewisse Etwas, das sich nicht beschreiben, nicht greifen lässt, das wir in manchen Liedern finden und doch nicht benennen können. Jeder hat dabei sicherlich andere Titel, die ihm das geben, was mir „Different Stars“ gibt. Wegdriften, abtauchen, hinfortträumen.
Aber, um noch mal auf den Bandnamen zurückzukommen: Die Inspiration zur Namensgebung erhielten die Kalifornier von einer Geschichte aus der Kinderbuchreihe Pu der Bär. So. Erwischt. Ich habe als Kind zu wenig gelesen. Wäre das also auch geklärt. Apropos erklärt: Laut „Winniepoodia“ (was es nicht alles gibt!) war Trespassers William der Großvater von Piglet (dem Ferkel). Wieder was gelernt.