Da traute ich doch meinen Augen nicht: Auf facebook verlinkt mit der einzigartigen „Monsters of Rock“-Cruise (so ne Heavy-Metal-Kreuzfahrt halt), postet die Seite plötzlich Bildchen von „Winger“… Hallo? Winger? Da war doch mal was…? Und schon reise ich zurück in die 90er…

„Easy Come Easy Go“, singe ich, recke meine Arme in die Höhe und tanze. Wo auch immer. Es könnte überall sein: in der Metal-Disse in Hannover (wer von euch war damals auch regelmäßig im Eternity?), daheim beim Hausaufgabenschwänzen, im Auto mit Freunden und voller Pulle aufgedrehtem Radio (mit Kassettendeck, versteht sich – wir sind schließlich in den 90ern!). Genau genommen ist der Song dem Jahre 1990 zuzuordnen und auf dem Winger-Album „In the Heart oft he Young“ zu finden. Hach, ich sehe ihn noch vor mir: den Frontmann mit seiner Wallemähne, Kip Winger, früherer Bassist in der Band von Alice Cooper. Nee, Konkurrenz konnte er Onkel Alice weder optisch noch musikalisch machen, aber ein Leckerchen war er schon!

Und dann das Bild auf facebook: Vom 8. bis 15. Februar stach das Schiff jüngst mit Bands wie Tesla, Extreme und Stryper in See Richtung Mexiko. Mit dabei auch die Winger-Band. Und Kip? Ja, da schob er sich vor die Linse – aber hätte sein Name nicht dabei gestanden, ich hätte ihn nicht erkannt. Mädels, ist es nicht toll, dass wir unsere Teenie-Schwärme nicht geehelicht haben? Bleibt nur zu hoffen, dass die Mucke nicht ebenso gelitten hat wie die Optik. Aber das könnten jetzt nur die teilnehmenden Kreuzfahrer beantworten.
Das 1990 erschienene zweite Album von Winger, „In the Heart of the Young“, erreichte Platz 15 der amerikanischen Charts. Bis zum Jahresende verkaufte es sich allein in den USA zwei Millionen Mal und erreichte Platinstatus. Darüber hinaus enthielt es drei Single-Hits: „Can’t Get Enuff“, die Ballade „Miles Away“ (hab ich auch sowas von geliebt, aber ich kann hier ja nicht schon wieder mit Weichspüler um die Ecke kommen…) und „Easy Come Easy Go“. Und jetzt alle:

This won’t break my heart,
Don’t ya know
Sometimes high, sometimes low,
Easy come easy go

Wer hätte gedacht, dass so ne Dauerwellen-Metal-Band mit Ursprung in den 80er-Jahren so eine simple Botschaft transportieren könnte? Keinen Kopf machen, Augen zu und durch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt – beste Lebensmottos ever! How smart!

Trotz anderer Verpflichtungen der Winger-Musiker (Reb Beach ist Gitarrist bei Whitesnake, John Roth spielt bei Starship und Rod Morgenstein unterrichtet am Berklee College of Music) kam die Band in unregelmäßigen Abständen immer wieder zusammen, um neue Alben aufzunehmen. Mit dem 2014 erschienenen „Better Days Comin‘“ gelang sogar erstmals seit 1993 wieder der Einstieg in die US-Charts: Das Album wurde am 10. Mai 2014 auf Platz 85 der Billboard 200 notiert.
Aber muss man jetzt eine Kreuzfahrt machen, um die Jungs um Kip Winger live zu erleben? Nein, derzeit ist die Gruppe auch in Australien und darauffolgend in den USA unterwegs.