Die Zeit ist gekommen, den Zylinder meiner Rübe zu lüften, um einen Kratzfuß zu machen vor einem Künstler, dessen bärenstarke Nummer „Sparkling meadows“ die Schwingen ausbreitet, als wäre es der Atem eines Adlers. Dort oben, in luftiger Höh‘, schwebt der Song im blendenden Schein fallender Sterne und reitet auf einem Regenbogen; er stülpt eine schützende Glocke über unser aller Seelen, die da lauschen, und Diamanten entzünden im Dunkel ihr funkelndes Wunderlicht.

Was Zucchero, italienischer Topstar seit den Achtzigerjahren, mit „Sparkling meadows“ Anfang dieses Jahrtausends auf den Weg gebracht hat, ist keine übliche Süßholzraspelei, sondern das Spiel mit Verdachtsmomenten voller Melancholie und Sinnlichkeit. Bei aller in sich tragenden Wehmut aber kommt das Wesen dieses Songs seinem eigenen Titel sehr, sehr nahe: eine schillernde, glitzernde Wiese zu sein, auf der wir Erdenbürger himmlische Tänze vollführen können, ganz in uns und unseren Gedanken an die Liebe, die ewige Liebe, versunken. Langsam, mit Sanftheit, beginnt diese fantastische Nummer, als wenn die Gedanken in Ketten lägen, doch sie entfesseln sich ihrer und Aldelmo Fornaciari alias Zucchero lässt sie von der ersten Zeile an wie Schneeflocken fallen.

Snow is softly falling
Look at how it’s coming
Yeah, I’m thinking of you
And I know what’s true
Sparkling meadows.

Es kommt mir vor wie Zuversicht, die sich hier nun von Sekunde zu Sekunde aufbaut, obwohl die in Moll gehaltene Textur Verzweiflung vermuten lassen könnte. Die galante Komposition ist geerdet durch Zuccheros nahezu vollkommenen Gesang. Er schwingt sich in gewaltige Höhen und stürzt sich in tiefste Täler; es ist eines Künstlers große Gabe, so etwas zu tun, ohne zu scheitern. Diese Inbrunst, mit der er intoniert, im Leisen wie im Mächtigen, ist wahnsinnig aufrührend; wir folgen den salzigen Spuren unserer getrockneten Tränen und finden zurück zum Glück, dessen Scherben sich nach und nach zu einem einz’gen Stück fügen. Doch wo sie gebrochen, bleiben Narben, und davon erzählt der Sänger, Komponist und Texter genauso stark wie vom Licht der Hoffnung. Im Laufe dieser Reise nun – die Instrumentierung breitet sich mit Schlagzeug, Bass, Mellotron und Hammond-Orgel aus – setzt der Background ein, kraftvoll und kristallklar, wie ein Engelschor auf Wolke sieben. Aus Lied wird Gebet. Aus Gebet wird Liebe. Und Liebe bleibt für immer.

Die süße Schwere, die in „Sparkling meadows“ vorherrscht, mischt sich mit dem Gewicht von weißen Kumuli. Und wenn ich es mir recht bedenke, dann ist dieser Wall aus Sound und Emotion sogar nur die Spitze eines extravaganten Albums mit dem Titel „Shake“, das mit „Baila sexy thing“, „Music in me“ und dem mystischen „I lay down“, ein Duett mit John Lee Hooker, gewissermaßen auf „Sparkling meadows“ zusteuert, um es hochleben zu lassen. Ich kann nicht behaupten, alles zu mögen, was Zucchero in den vergangenen Jahrzehnten veröffentlicht hat, und bin von seinen Superhits „Senza Una Donna“ und „Diamante“ nicht wirklich gefangen. Aber das Teil hier, das fühlt sich wie Weihnachten an.

A thousand stars are shining
Fall in colours blinding
Rainbows in the night
And I know what’s right

Frohes Fest.