Hameln. Oberbürgermeister Claudio Griese hat angesichts der dramatischen Lage im griechischen Flüchtlingslager Moria angekündigt, Flüchtlingsfamilien in Hameln aufnehmen zu wollen. Insgesamt soll es sich um 20 Personen handeln. „Die humanitäre Katastrophe auf der Insel Lesbos fordert auch uns, schnell zu handeln und ein Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität zu setzen“, sagte Griese. Nach dem Feuer in dem Flüchtlingslager hatte sich die Lage auf Lesbos dramatisch zugespitzt. Mehr als 12500 Menschen aus dem größtenteils zerstörten Lager stehen vor dem Nichts. „Es ist unsere moralische Verpflichtung, menschliche Not zu lindern“, betonte der Rathaus-Chef.

Die Stadt sei bereits seit mehreren Tagen in Gesprächen mit Wohnungsgesellschaften und privaten Vermietern, damit die für die Flüchtlinge benötigten Wohnungen bereitgestellt werden können. „Das ist im Moment noch unser Hauptproblem“, erklärte Griese. Der Wohnungsmarkt sei „praktisch dicht“, aber aufgrund der katastrophalen Lage in Moria wolle die Stadt trotzdem in einem einmaligen Akt alles tun, um denen zu helfen, die auf diese Unterstützung angewiesen seien.

Der Oberbürgermeister äußerte sich entsetzt über die Bilder, die uns aus Moria erreichen. „Was dort geschieht, darf uns nicht gleichgültig sein“, appelliert er an die Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig kritisiert er die Europäische Union, die seit Jahren wegsehe, während die Situation an den Außengrenzen der EU eskaliere. „Flüchtlinge leben in den Lagern unter menschenunwürdigen Umständen – aber dafür scheint sich auf europäischer Ebene kaum jemand zu interessieren.“

Wann die Flüchtlinge in Hameln eintreffen, ist nach Angaben der Stadt noch nicht bekannt. Die Verwaltung ist bereits an den Landkreis herangetreten und hat sich formal zur Aufnahme der Flüchtlingsfamilien im Rahmen der festgesetzten Aufnahmequote bereit erklärt. Bis zur Ankunft in Hameln wird es nach Informationen aus dem Rathaus noch etwas dauern, da die Flüchtlinge sich zunächst in einer zentralen Aufnahmeeinrichtung in Quarantäne begeben müssten.