Weserbergland (mes). Fans der klassischen Musik kommen jetzt wieder voll auf ihre Kosten: Die mittlerweile 35. Musikwochen Weserbergland werden diesen Sonntag, 7. Mai, eröffnet und bis 25. Juni in Kirchen und Klöster der Region locken. Wöchentlich sonntags sind Konzerte mit hochkarätigen Gast-Künstlern wie auch mit regionalen Ensembles geplant. Das inhaltliche Spektrum reicht dabei von Chorkonzerten über Kammermusik bis hin zu Jazz, einem interkulturellen Oratorium und einem Familienkonzert.

Die Musikwochen Weserbergland (MWW), veranstaltet von den Ev.-luth. Kirchenkreisen Hameln-Pyrmont und Holzminden-Bodenwerder, sind das wichtigste Festival für klassische Musik im Raum Hameln/Bodenwerder. In diesem Jahr erleben sie bereits ihre 35. Auflage.

Zu den Höhepunkten in diesem Jahr zählen das Gastspiel des renommierten Windsbacher Knabenchores im Hamelner Münster, ein Kammermusik-Nachmittag mit der Star-Klarinettistin Sharon Kam in Hemeringen, ein Auftritt des preisgekrönten Posaunenoktetts „Trombone Unit Hannover“ im Rittergut Westerbrak sowie ein Familienkonzert in Groß Berkel anlässlich des 300. Jahrestages der Erstaufführung von Johann Sebastian Bachs „Brandenburgischen Konzerten“. „Wir freuen uns sehr auf die Musikwochen Weserbergland mit ihrer ganzen Vielfalt: Chorkonzerte, Kammermusik, Jazz, ein interkulturelles Oratorium, ein Familienkonzert – und natürlich unser stimmungsvolles MWW-Fest in Westerbrak mit Blasorchester, Kuchen und Bratwurst“, so Christiane Klein, Kreiskantorin in Bodenwerder, und ihr Hamelner Kollege Stefan Vanselow, die beiden künstlerischen Leiter der Musikwochen Weserbergland. „Und ganz besonders freuen wir uns auf viele Begegnungen mit unserem Publikum!“

Der Startschuss der Reihe fällt bereits diesen Sonntag um 17 Uhr mit dem Windsbacher Knabenchor. Er wird geistliche Chorwerke a cappella von Schütz, Bach, Mendelssohn, Pärt und anderen im Münster St. Bonifatius in Hameln zu Gehör bringen. Der Chor zählt zweifellos zu den renommiertesten Knabenchören Deutschlands.

Werke vom Barock bis ins 20. Jahrhundert

Gegründet 1946, wird er bereits in einem Atemzug mit den viele Jahrhunderte älteren Traditionsinstituten wie dem Thomanerchor Leipzig, dem Dresdner Kreuzchor oder den Regensburger Domspatzen genannt. In ihrem Gastspielkonzert in der beeindruckenden romanischen Architektur des Hamelner Münsters singen die Windsbacher geistliche A-cappella-Chorwerke vom Barock bis ins 20. Jahrhundert.

Bei dem Konzert kommt es auch zu einem Wiedersehen seines neuen künstlerischen Leiters Ludwig Böhme (der 2022 bereits als Mitglied des Calmus Ensembles zu Gast bei den MWW war) mit dem Hamelner Kirchenkreiskantor Stefan Vanselow: Beide waren in den 1990er-Jahren zeitgleich Chorpräfekten der beiden großen sächsischen Knabenchöre Thomanerchor Leipzig und Dresdner Kreuzchor. Vanselow steuert an der Marcussen-Orgel des Münsters Orgelwerke von Bach (Toccata und Fuge d-Moll BWV 565) und Messiaen zum Konzertprogramm bei.

Eine Woche später, am 14. Mai, 17 Uhr, geht es dann weiter in der Immanuelkirche Hehlen mit dem Programm „Tierisch barock – Kammermusik von Byrd bis Biber“. Im Jahr 2023 erinnert die Musikwelt an den 400. Todestag von William Byrd, dem bedeutendsten Komponisten des elisabethanischen Zeitalters und Zeitgenossen von William Shakespeare. Ebenfalls vor 400 Jahren wurde Johann Heinrich Schmelzer geboren, einer der einflussreichsten Musiker am Hof der Habsburger in Wien, wichtiger Komponist von Instrumentalmusik sowie Lehrer und Wegbereiter von Heinrich Ignaz Franz Biber, der in Salzburg hochvirtuose Geigensonaten schuf und dem Instrument ein bis dahin unerreichtes Klangspektrum entlockte.

Auch Tiere kommen zu Wort

In diesem Programm vereinen Ulla Bundies (Barockvioline) und Christiane Klein (Orgel, Cembalo) Werke dieser drei Komponisten und lassen in ihrer Musik auch diverse Tiere zu Wort kommen.

„Händel meets Tansania“ heißt es am 21. Mai um 17 Uhr in der Kath. Kirche St. Augustinus Hameln. Zu Gehör gebracht wird das interkulturelle Oratorium „MessiaSASAmbura“ des jungen Komponisten Maximilian Guth, das den „Messiah“ von Georg Friedrich Händel – eines der bekanntesten und wirkmächtigsten Werke der westlichen Musikgeschichte – mit traditioneller Musik aus Tansania verbindet. Durch die Gegenüberstellung, Verarbeitung und Verflechtung von europäischer und afrikanischer Musik entsteht ein Klangkosmos voller energetischer Brüche und Überlagerungen, der zudem durch zeitgenössischen Tanz körperlich erlebbar gemacht wird.

Das Andersartige der verarbeiteten Musikstile wird als Chance für einen Dialog begriffen, Spannungen zwischen den unterschiedlichen Ästhetiken werden ausgelotet und bleiben bestehen. Barockmusik interagiert mit Klangfarben, Formen und Rhythmen außereuropäischer Kulturen – von tiefen Querflöten über präpariertes Klavier und Marimba bis hin zur westafrikanischen Udu Drum, Mbira und Djembe. Auf diese Weise setzt sich MessiaSASAmbura auch mit der Kolonial- und Missionsgeschichte Tansanias künstlerisch auseinander und leistet einen Beitrag zur Debatte um den Kolonialismus und seine (kulturellen) Folgen. Im Vorfeld findet zudem ein Musikvermittlungsprojekt mit Schülern der Elisabeth-Selbert-Schule Hameln statt, dessen Ergebnisse im Konzert präsentiert werden.

Weitere Termine:

  • 28. Mai, 17 Uhr, Petruskirche Hemeringen: Kammermusik-Stars (Sharon Kam & Markus Becker)
  • 4. Juni, 17 Uhr, Lutherkirche Holzminden: Jazz@MWW: Jam-Session mit der Königin (Timm & Friends)
  • 11. Juni, 17 Uhr, Petrikirche Halle: The Lord is my shepherd (John Rutter: „Mass of the Children“)
  • 18. Juni, 17 Uhr, St.-Johannis-Kirche Groß Berkel: MWW für Familien: Bach-Fest
  • 25. Juni, 17 Uhr, Rittergut Westerbrak: Trombone Unit Hannover (Konzert und MWW-Fest)

Detaillierte Informationen zu den insgesamt acht Konzerten und zum Bustransfer (nur am 11. und 25. Juni möglich) sind auf www.musikwochen-weserbergland.de abrufbar. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei, am Ausgang wird um Spenden gebeten. Aufgrund der begrenzten Platzkapazität wird eine Anmeldung über die Website empfohlen. Der Besuch ist aber auch ohne Anmeldung möglich.