Von Jens F. Meyer

Wäre John F. Kennedy am 26. Juni 1963 nicht in Berlin, sondern im Dörfchen Dölme zu Gast gewesen, dann hätte er sagen müssen: „Ich bin ein Dölmer.“ Weil Dölme im Landkreis Holzminden aber keinen Flughafen hat, niemals von einer Mauer geteilt wurde und in der Weltpolitik nur eine untergeordnete Rolle spielt, gilt Kennedy bis heute nicht als Dölmer, sondern als Berliner. Dabei ist es gar nicht schlimm, ein Dölmer zu sein, ehrlich. Wird man zum Beispiel in Eime im Landkreis Hildesheim geboren, kommt man als Eimer zur Welt. Erreicht man das Rentenalter, ist man auch noch ein alter Eimer.

Und es ist noch viel absonderlicher, in Elend zu wohnen; das ist jenes verwunschene Nest, das nur unweit von Sorge entfernt liegt. Wer dort ein Haus hat, wird’s nie wieder los. Leck (in Nordfriesland) klingt nicht schöner, doch wäre es charmant, wenn es mit der Stadt Feucht in Bayern eine Städtepartnerschaft eingehen würde. Oder mit dem Dörfchen Mich. Mich gibt’s aber nicht.

Oder wie fühlen sich die Menschen wohl im Sauerland? Dort gibt es einen Ort, der Faulebutter heißt. Ist auch nicht besser als Tuntenhausen in Bayern, Katzenhirn (auch in Bayern, ich kann nichts dafür …) oder Blödesheim (Rheinhessen). Dann lieber leben in Hanf oder Drogen (bei Schmölln).

So komme ich also zu der Erkenntnis, dass die Dölmer echte Glückskinder sind. Vielleicht mache ich in den großen Ferien mal Urlaub dort, ist ja nicht weit entfernt. Sommerloch (bei Bad Kreuznach) hat mir nämlich nicht gefallen. Da war nix los.