Von Jens F. Meyer

Augenfarbe blau. Steht bei mir im Personalausweis. Ich bin mir nicht sicher, ich erkenne eher etwas Leberwurstfarbiges mit Schimmelanteil, aber „Leberwurst mit Schimmel“ akzeptiert die Behörde nicht. Also: blau. Auch gut. Die Sache mit der Größe ist noch seltsamer: Der Check meiner Hausärztin ergab jedenfalls neulich 183 Zentimeter. So groß war ich noch nie! Im Pass steht etwas sehr anderes… Bislang war ich davon ausgegangen, im Alter zu schrumpfen, aber ich bin offensichtlich gewachsen. Mit 52 muss mir das erst mal einer nachmachen.

Im Januar 2027 lasse ich das korrigieren, dann läuft die Gültigkeit des Ausweises ab. Man hat, was man hat, warum also seine wahre Größe verschweigen? 183 Zentimeter klingt nicht übel. Ich wundere mich darüber, dass man im Amt nie erkannt hatte, dass ich viel größer bin als angegeben. Hätte man mich doch mal drauf hinweisen können, bin schließlich Bürger und mündiger Steuerzahler und wusste es ja selbst nicht. In vier Jahren habe ich dann jedenfalls meinen ganz großen Auftritt.

Außerdem habe ich vier Jahre Zeit für Mimiktraining. Auf dem aktuellen Foto sehe ich aus wie ein flüchtiger Knacki, der gerade eine Bank überfallen hat und mit Geisel auf der Flucht ist. Warum dieses Bild akzeptiert wurde, es ist mir ein Rätsel. Und so frage ich mich schlussendlich, ob dieses Dokument, das ich gerade beschreibe, überhaupt meines ist.