Von Jens F. Meyer

Die sprachlich korrekte Vergeschlechtlichung (das ist das deutsche Wort für „gendern“) treibt skurrile Blüten. In Vereinssitzungen werden Mitglieder und Mitgliederinnen begrüßt. Mitgliederinnen wird gerade, wo ich es hier schreibe, vom Korrektursystem rot unterstrichen. Können Sie nicht sehen, kann nur ich. Wer mit Worten beruflich zu tun hat, ist verunsichert. Weil er sich fragt, ob dann nicht auch Mitgliedernde begrüßt werden müssten. Das Wort Mitgliedernde ist übrigens nicht rot unterstrichen. Können Sie nicht sehen, kann nur ich. Ist das verrückt?

Ich warte derweil auf Gästin! Bei der nächsten Feier zur Begrüßung, in etwa so: „Liebe Gästin, lieber Gast, liebe Gästende …“ – Ohne darüber urteilen zu wollen, weil ich, wenn ich es täte, von denen, die das alles unheimlich ernst meinen, bespuckt und mit verdorbenen Eiern beworfen werden würde, stelle ich fest: Es macht mir Angst, Leute! Sollte man mich aufgrund dessen als Ewiggestrigen geißeln, hätte ich jedoch einen Vorschlag: Wenn schon, dann bitte ein Ewiggestrigender – darin ist das Wörtchen gender wenigstens schon mal enthalten, ätsch!