Von Jens F. Meyer

Ich habe eine neue Hi-Fi-Anlage. Beziehungsweise hatte ich sie vorübergehend. Der Verstärker ist schon zurück im Werk des Herstellers; es funktioniert nur ein Lautsprecher. Fängt gut an …

Ich erinnere mich gerne an unsere HALLO-Sommeraktion vergangenes Jahr. „Radio-Schätzchen“ hatten wir gesucht, und 112 Leserinnen und Leser waren der Bitte nachgekommen, uns ein Foto ihres ollen Empfängers zu senden und eine Geschichte dazu zu erzählen. Die meisten Dinger funktionieren nach wie vor: Röhren- und Kofferradios aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Man drückte auf einen Knopf und es ertönten Musik und Sprache.

Das wünschte ich mir heute, aber der megaempfindliche Hi-Fi-Kasten braucht schon mal eine Dreiviertelminute, um alle Daten hochzufahren. Alles voller Elektronik. Ich kann über Internet 25 000 Radiosender empfangen. In der Beschreibung fand ich es toll; jetzt, da ich wenigstens über eine Box schon mal hören durfte, stelle ich fest, dass mich Verkehrsnachrichten aus Lomé kalt lassen. Stau im Zentrum, mir egal. Lomé ist die Hauptstadt von Togo. Das liegt in Westafrika.

Meine alte Anlage war 33 Jahre, dreimal in Reparatur, hatte aber einen satten Sound. Das neue Teil hat nicht mal ein Kabel, um CD-Player und Verstärker zu verbinden – nicht im Lieferumfang enthalten! Glaubt man’s? Ich frage mich, wann der erste Autohändler Reifen extra in Rechnung stellt? Ich warte nun ab, was passiert. Gut möglich, dass eine Platine ersetzt werden muss oder so. Kann dauern. Kommt vielleicht aus China. Malaysia. Oder Togo. Und da ist Stau.