Hameln-Pyrmont (mes). Seit Kurzem ziert den Hamelner Unverpackt-Laden „natürlich ohne“ das Emblem der „Kinderschutzinseln“. Damit ist er in guter Gesellschaft: In der Rattenfängerstadt gibt es bereits drei Geschäfte und Einrichtungen, die mit diesem Aufkleber versehen sind; diesen Samstag wird die Zahl auf über 30 steigen! Und auch Bad Pyrmont bietet den Jüngsten Zuflucht, allerdings im Rahmen eines anderen Projekts.

Während die Kinderschutzinseln von der seit 2020 bestehenden Kinderschutzallianz initiiert wurden, gibt es in der Kurstadt schon seit vielen Jahren das „Helfende Hand“-Projekt vom Kinderschutz-Ortsverband, das ein ähnliches Ziel verfolgt: die Sicherheit und den Schutz von Kindern zu erhöhen.

Vielleicht fühlen sie sich belästigt, bedroht oder gefährdet: Kinder können im Alltag durch unterschiedliche Situationen verunsichert werden. Im schlimmsten Fall erfahren sie körperliche oder verbale Gewalt und ihr Grundrecht auf Unversehrtheit gefährdet sein. Oft sind sie in diesen Situationen schutzlos. „Für uns als Gesellschaft besteht eine grundsätzliche Verpflichtung zur Hilfestellung im Rahmen der Zivilcourage, vor allem dann, wenn die Schutzbedürftigen in unserer Gesellschaft Unterstützung bedürfen“, weiß Polizeihauptkommissarin Michaela Schneider von der Kinderschutzallianz aus Hannover die Initiative.

In Hameln wurde die erste Kinderschutzinsel in der Geschäftsstelle der Deutschen Bank eröffnet, die Volksbank folgte, und auch das FiZ ist mittlerweile mit im Boot. „Ab September gehen viele weitere Geschäfte diesen Weg und sind Anlaufstellen für Kinder in Not“, gibt Julia Kraaz vom FiZ einen Ausblick. Um das erweiterte Angebot bekannt zu machen, findet an diesen Samstag, 7. September, von 11 bis 15 Uhr der „Tag der Kindersicherheit“ statt. Neben einem bunten Programm werde es auch eine Stadt-Rallye zu den Kinderschutzinseln geben.

Kinderschutzinseln dürfen sich Geschäfte, Betriebe und Einrichtungen nennen, die durch einen markanten Aufkleber im Eingangsbereich als Partner für Kinder erkennbar sind. Die Inhaber stellen damit ihre Objekte als Zufluchtsort für die Jüngsten in Problemlagen zur Verfügung.

Es geht darum, ihnen im Alltag zur Seite zu stehen

Es geht darum, ihnen zur Seite zu stehen. Der Kinderschutzinsel-Aufkleber drückt aus, dass sich die Mitarbeiter aktiv zur Zivilcourage und zur Hilfeleistung bekennen. Wenn Kinder allein in der Stadt unterwegs sind, können sie an den Anlaufstellen Hilfe suchen – egal, ob nur ein Pflaster benötigt wird oder es sich um tiefergehende Probleme handelt.

Die Idee der Kinderschutzinseln reicht aber weiter: Ihr liegt die Erfahrung zugrunde, dass Mädchen und Jungen trotz der Bemühungen von Eltern, Schule, Nachmittagsbetreuung und diverser anderer Akteure in Situationen kommen können, die sie einschüchtern und Angst machen. Hier setzen die Schutzinseln an und bieten ein niederschwelliges Hilfsangebot. Sie sollen Kinder unterstützen, die den Herausforderungen der eigenständigen Teilnahme am öffentlichen Leben in Einzelfällen nicht gewachsen sind.
Auch in Bad Pyrmont soll es bald Kinderschutzinseln geben. „Aufgrund der guten Zusammenarbeit der Projektgruppe in Hameln soll das Konzept jetzt auch dort umgesetzt werden“, sagt Michaela Schneider. Es soll helfen, Mädchen und Jungen aus Gefahrensituationen herauszuziehen und ihnen schnell einen Schutzraum zu bieten. „Kinder müssen, wenn sie sich unwohl oder gefährdet fühlen, jederzeit die Möglichkeit haben, Schutz zu finden. Die Aufkleber an den Gebäuden haben hohen Wiedererkennungswert – auch für nicht lesende Kinder. Hinter diesem Zeichen können sie Hilfe und Schutz erwarten.“

Darüber hinaus gibt es in Bad Pyrmont bereits das Projekt „Helfende Hand“. Es richtet sich an Grundschulkinder zwischen sechs und zwölf Jahre, die sich in der Kurstadt sicher und beschützt fühlen sollen. Auch hier sind die teilnehmenden Geschäfte und Institutionen mit einem entsprechenden Aufkleber im Schaufensterbereich gekennzeichnet.

  • Geschäfte, die Kinderschutzinsel werden wollen, können sich an die Geschäftsstelle der Kinderschutzallianz, c/o Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Lavesallee 6, 30169 Hannover, E-Mail: info@kischaz.de, wenden. Daneben ist das FiZ in Hameln Anlaufstelle für Interessierte in der Rattenfängerstadt.