Von Jens F. Meyer

Galant wie Champagner zum Roulette entpuppt sich John Oates‘ „Pushin’ a rock“ als musikalischer Chill-Out-Room mit wohlig-temperierter Atmo: So belebend die Bläschen im Kelch aufsteigen, so prickelnd flößt die eine der beiden Hälften des erfolgreichsten Popduos aller Zeiten uns hier mit schwebendem Rhythm ’n‘ Funk und Philly-Sound magisch Wirkendes über die Muscheln ins zentrale Nervensystem. Obgleich die komplette Komposition auf easy Wohlfühlbeat getrimmt ist, vermag sie doch den Schärfegrad einer Habanero zu versprühen, denn was John Oates nicht nur filigran, sondern fantastisch gesanglich über jede Hürde zirkelt, handelt vom Unglücklichsein, von dieser steten Last, den Stein, der immer im Weg liegt, diesen Riesenömmel bergan schieben zu müssen.

Keep on pushin‘ pushin‘ pushin‘ a rock
and when it rolls back down just roll with it … roll with it … roll with it … roll with it!

Folglich thematisch kein Kuschelkurs. Aber aus Songwriting hauchfeinster Feder und künstlerischer Vollreife erwächst oft Gutes, hier Herausragendes. „Pushin‘ a rock“ ist eine grazile Nummer, weil der Künstler den schmalen Grat des Easy Listening streift und ihm Tiefe durch Bedeutung verleiht, die aus subtiler Instrumentierung erwächst.

Mann, Wahnsinn, nach gefühlten hundert erfolgreichsten Jahren im Business haut John-Boy so eine steile Nummer raus! Souveränes Schlagzeugspiel, bachlaufmurmelnder Bass, schimmernde Keyboards, die sich noch zum Solo emporheben, und dann der wie mit bestem Rum flambierte Gesang, als wären die Oates‘schen Stimmbänder bläulich umflämmt. Das alles zusammen ist nicht bloß erste Sahne, sondern eine Crème de la Crème aus Leidenschaft. Der Club, der dieser fein geschliffenen Eleganz gerecht werden möchte, nun, ich fürchte, er muss erst noch eröffnet werden. Grandios!