Wie verlockend blauer Dunst der Romeo y Julieta überm Glas eines tanninreichen Cabernet franc flüchtige Bilder der Leidenschaft in den Rittersaal der Liebe malt, so herzerfüllend vermag Jon Allen seine von feiner Heiserkeit geäderte Stimme einzusetzen. Obgleich der Brite in bester Singer-Songwriter-Manier Spuren von Hall & Oates, Simon & Garfunkel und Cat Stevens offenbart, hat er im Laufe der vergangenen 15 Jahre doch seinen ureigenen Stil entwickelt, weil er in der Lage ist, die große Pop-Ballade ebenso überzeugend rauszuhauen wie eine von funky Bläsersätzen durchsetzte, elegante R‘n‘B-Nummer, ja, selbst vor Country macht der Knabe nicht Halt.
Obwohl Knabe, nun ja, nur weil ihn hier in Deutschland noch nicht so viele kennen, heißt das ja nicht, dass er neu ist am Markt: Jon Allen, Jon ohne „h“ bitte, sonst landet man beim falschen, wurde vor 46 Jahren in Winchester (Grafschaft Hampshire) geboren, hat bereits sechs CDs veröffentlicht, und nur der Teufel weiß, warum die nicht so durchgezündet sind, wie man sich das als Musiker wünschen würde. Ich werde der Sache hier mal auf die Sprünge helfen und rufe hinaus in die Welt: „Kauft euch alle! Sie sind super!“
Wenn das Wörtchen super eine Steigerung erfahren kann, dann finde ich „Take me to heart“ superer. Großes Gefühl. Lasziv rekelt sich ein Gitarrensolo auf den wärmenden Klängen schwarz-weißen Tastenspiels, und hinten, dort, wo die Tränen der Rührung ihren Weg ins ferne Zauberland finden, legt sich die Orgel wie ein schützender Umhang um uns und gibt der Melodie starken Halt. Jon Allen singt sich jeden Millimeter Gänsehaut voran und lässt die Sterne dort für uns funkeln, wo der Horizont unser Herz berührt und jedes Ende einen Anfang findet. Es ist ’ne hoffnungsvolle Ballade, kein Leichtgewicht, sondern mit spürbarer Schwere, die den Song zur Hymne macht.
Wenn ich in der Lage wäre, ein Liebeslied zu kreieren, würde ich es genau so machen. Ich werde Jon schreiben und fragen, ob er mir hilft. Für wen ich es schreibe, wüsste ich – beste Voraussetzungen für einen Hit!
