Hameln. Der wichtigste Leitgedanke für Marita Kalmbach-Ließ in den vergangenen fünf Jahren? „Paragrafen vergessen“, sagt die Sozialarbeiterin und Mediatorin ohne langes Nachdenken. Ihr sei es in ihrer Funktion als Schiedsfrau immer ein besonderes Anliegen gewesen, zerstrittene Menschen wieder zusammen, wieder ins Gespräch zu bringen – ohne, dass eine Partei auf ihr Recht pocht. Damit, so betont Oberbürgermeister Claudio Griese nun, da Kalmbach-Ließ den Staffelstab an ihren Nachfolger übergibt, habe die Hamelnerin nicht nur die Gerichte enorm entlastet. „Auch für den sozialen Frieden hat Frau Kalmbach-Ließ unermüdlich gekämpft, hat Nachbarschaftsbeziehungen gekittet und dafür gesorgt, dass sich Fronten nicht vollends verhärten.“

Vor allem in Fällen von Hausfriedensbruch, Beleidigung, leichter Körperverletzung oder Sachbeschädigung treten Schiedspersonen als Schlichter auf. Der Rat wählt sie für einen Zeitraum von fünf Jahren, beim Amtsgericht werden sie anschließend verpflichtet. Mit ihrer Hilfe werden Meinungsverschiedenheiten beigelegt und Vergleiche geschlossen. Recht oder Urteile werden nicht gesprochen – „somit steckt hinter jedem Fall ein erspartes Gerichtsverfahren“, sagt Dr. Herbert Seutemann, Direktor des Amtsgerichts Hameln. Er dankt Marita Kalmbach-Ließ zum Abschied für ihre Menschenkenntnis und ihren Einsatz für das Allgemeingut und den Rechtsfrieden im größten Schiedsbezirk des Amtsgerichtes. „Zwei Drittel aller Verfahren konnte Frau Kalmbach-Ließ sozusagen zwischen Tür und Angel lösen, unbürokratisch, sehr viel kostengünstiger als es Gerichte tun – und das alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit.“

Nach – da nimmt es die scheidende Schiedsfrau genau – „fünf Jahren und fünf Monaten“ übergibt Marita Kalmbach-Ließ das Amt nun an Alexander Becker. Am vergangenen Donnerstag wurde der gebürtige Hamelner von Dr. Seutemann offiziell im Schiedsamt verpflichtet. Der 65-Jährige ist damit die neue hauptamtliche Schiedsperson im Schiedsbezirk Hameln. Alexander Becker arbeitet seit zehn Jahren als Dozent an der Volkshochschule Hameln-Pyrmont. Noch in diesem Jahr wird er in Rente gehen – und sich mit voller Energie auf seine neue, anspruchsvolle Aufgabe konzentrieren.