Hameln (mes). Nach 29 Shows ist Schluss: An diesem Samstag feiert das Musical „Robin Hood“ seine Dernière im Theater Hameln. Und die Macher freuen sich über eine „erfolgreiche Spielzeit“, wie Harald Wanger, Geschäftsführer der Hameln Marketing & Tourismus GmbH (HMT) als Veranstalter, betont.

Rund 15 500 Besucher sahen die Musical-Inszenierung aus dem Hause „spotlight musicals“, die vom 10. Dezember bis jetzt, zum 7. Januar, nahezu jeden Abend in die Welt des Mittelalters, geprägt von Kreuzzügen und Feudalherren, führte. Das bedeutet eine Auslastung von knapp 92 Prozent – in der heutigen Zeit eine stolze Zahl. Und auch die Bewertung der Zuschauer fällt mit der Note 1,3 hervorragend aus.

Dabei wurde eine völlig neue und eigenständige Interpretation der Legende präsentiert. Action, Spannung und Romantik vereinten sich zu einem mitreißenden Bühnen-Abenteuer. Das kam bei den Besuchern an: Bereits nach 15 Aufführungen standen auf den ausgefüllten Fragebögen fast lauter 1er-Bewertungen für die Inszenierung, und über alle Altersgruppen hinweg wurde erneut die Professionalität des Ensembles, Musik und Kulissen gelobt. „Die Leute waren richtig euphorisch, das Stück kam sensationell an“, sagt Wanger und gibt einen Einblick: Die Projektkosten für eine Saison belaufen sich auf etwa eine Million Euro. Darin ist alles enthalten – die Kosten, die an die Produzenten der Spotlight Musical GmbH zu zahlen sind, Gagen für das Ensemble und dessen Unterbringung, Miete des Theaters, Energiekosten, Personalkosten für das eigene Team, Werbung, Material. Auf der Einnahmenseite stehen in erster Linie „das Ticketing“ und die Sponsorengelder. Um die Kosten zu decken und den Break-Even-Point möglichst früh zu erreichen, werden die Ticketpreise entsprechend kalkuliert. Von einem satten Plus kann nach Wangers Ausführungen keine Rede sein, doch das sieht er auch nicht als Ziel. „Wir sehen uns als Stadtvermarkter“, nicht als Veranstaltungsunternehmen, das auf hohe Gewinne abzielt. Sprich: Auf Hameln aufmerksam zu machen, Besucher in die Stadt zu locken, darauf legt die HMT ihr Hauptaugenmerk.

Und das ist mit der Inszenierung geglückt: Hamelns Wirtschaft kam mit rund 5000 zusätzlichen Hotelübernachtungen rund um „Robin Hood“ der „MusicalWinter“ hervorragend an. Denn viele Gäste hatten eine beachtliche Anreise, zum Teil aus ganz Deutschland hinter sich gebracht. „Eine Bilanz, die sich wieder sehen lassen kann“, sagt Harald Wanger, nicht ohne ein „kollektives Dankeschön“ an das Ensemble sowie Geschäftspartner und Sponsoren für eine wahre Energieleistung auszusprechen.

DIe Menschen kämen nicht allein ins Musical, sondern bezahlten ihre Übernachtungen, gingen essen, trinken, shoppen vielleicht – ein Musicalgast gebe laut Wanger, der sich auf Erhebungen dazu beruft, zusätzlich zu seinem Ticket im Schnitt 116 Euro aus. Für das Jahr 2019 habe die HMT „eine vorsichtige Zahl“ ermittelt: Danach seien etwa 1,5 Millionen Euro an Wertschöpfung in Hameln auf der ersten Umsatzstufe hinzugekommen. Darin enthalten sind die Ausgaben beispielsweise für Unterkünfte, Verpflegung, Souvenirs. Nicht mitgezählt ist in der Summe alles, was zur zweiten Umsatzstufe zählt, zum Beispiel Strom oder Brot und Brötchen für Hotels.

Wanger schätzt, dass etliche Besucher ohne Musical nicht nach Hameln gekommen wären. „Aus Dresden nach Hameln“ – das mache man nicht einfach so. Wer dann aber hier gewesen sei, sei häufig begeistert von der Stadt, erzählt von seinem Städtetrip und empfiehlt Hameln weiter.

Viele kamen auf Empfehlung

So ist „Empfehlung“ laut der Befragungen, die die HMT veranlasst hat, auch der am häufigsten und zweithäufigsten genannte Weg, über den Besucher auf Hameln und das Musical aufmerksam geworden sind. Auch dem immateriellen Wert, dem Imagegewinn, misst Wanger große Bedeutung bei.

Zurück zu „Robin Hood“: Das Stück komponierte Dennis Martin gemeinsam mit dem irischen Weltstar Chris de Burgh, der mit seiner Gattin extra zur Premiere nach Hameln gekommen war. „The town of Hamlin is a place of Legends, and I am delighted that another Legend, Robin Hood, will be appearing there in our musical“, zeigte er sich damals erfreut.
Man könnte den „MusicalWinter Hameln“ als Pendant zum bereits etablierten „MusicalSommer Fulda“ sehen, in dessen Rahmen die „spotlight musicals GmbH“ seit Jahren Produktionen auf die Bühne bringt und zur festen Größe im Veranstaltungskalender der Stadt mutiert. Das erfreut auch Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese: „„Was vor zehn Jahren als gute Idee gestartet ist, ist mittlerweile zu einem festen Punkt im Kalender geworden. Die Musicals haben auch in ihrer achten Spielzeit nicht an überregionaler Strahlkraft verloren, sondern noch hinzugewonnen.“

Bleibt also nur noch die Frage, was uns in der kommenden Spielzeit erwartet. Fans dürften sich freuen, denn es wird einen Nachschlag geben: „Die Reise geht weiter – ein Wiedersehen mit Robin Hood gibt es ab dem 9. Dezember im Theater Hameln – der Vorverkauf-Beginn ist voraussichtlich Ende Januar, Anfang Februar“, sagt Harald Wanger. „Ich bin mir sicher, viele möchten das sensationelle Stück noch einmal sehen, was sich jetzt schon abzeichnet, und die Kombi Weihnachtsmarkt und Musical lockt wieder viele neue Gäste“, schätzt er. Und so werden die Tränen, die heute sicherlich fließen werden, wenn der Vorhang zum letzten Mal fällt, wohl schnell versiegen.