Von Jens F. Meyer
Mick Jagger und ich haben etwas gemeinsam: Wir sind beide Ü50 und fühlen uns nicht als Senioren, auch er nicht mit 80! Ich muss es wissen, ich habe ihn nicht gefragt. Sir Mick schlendert einfach ins Studio, nimmt ’ne neue Platte auf und geht auf Welttournee. Scheiß aufs Alter, Alter. Das finde ich so super, Leute, nicht nur beim Stones-Chef, auch bei meinem Kumpel Ricki, der ist ein Jahr älter als Jagger, und ich fürchte, wenn ich Ricki mit Senior ansprechen würde, gäb‘s einen Satz heiße Ohren. Ricki hat so viel Witz, so viel Jugendliches an sich, wie so viele andere auch in dieser späten Lebensphase heutzutage: meine Schwiegermutter (85, „Komm, ich mache uns einen Sundowner“ – und, uiuiui, der hat‘s in sich!), mein R4-Freund Dieter aus Lügde (84), die quirlige Nora (76) oder, oder, oder. Alles liebenswerte Rock ’n’ Roller!
Senior – das Wort habe ich aus meinem Wortschatz gestrichen, weil es klingt wie eine altersabhängige Mitleidsbekundung. Dabei ist mir klar, dass sie, die schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben, auch Ängste, Bedenken und gesundheitliche Probleme haben. Aber ich kenne 30-Jährige, die solche langweiligen Klappstühle sind, dass ich laut hinausrufe: „Leute, kriegt den Hintern hoch und schaut Euch mal an, wie es die ’Alten‘ so machen.“ Die „Alten“, die nicht alt sind. Allenfalls erfahren – das Kapital unserer Gesellschaft: dass wir von ihnen profitieren, auf ihren Rat hören, wo es sinnvoll erscheint. In der HALLO-Ausgabe vom 18. November sind jedenfalls Tipps und Ratschläge für Silver Surfer, Best Ager, wen auch immer – das Wort „Senior“ aber haben wir zu verbannen versucht. Notfalls ersetzen wir es in Zukunft auch durch „Mick“. Schönes Wochenende.