Bad Pyrmont. Das Ärzteteam der Rehaklinik „Der Fürstenhof“ in Bad Pyrmont hat eine Zusammenstellung zu wichtigen Erkenntnissen über die Wirkungsweise der ortsgebundenen natürlichen Heilmittel des traditionellen Kurortes in der Fachzeitschrift „Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin“ veröffentlicht.

Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen steht die leitliniengerechte, medikamentöse Therapie an erster Stelle. Zusätzlich bieten die naturmedizinischen Behandlungsformen Ansätze, bei denen sich Patienten gut aufgehoben fühlen. Eine konsequente Anwendung der natürlichen, komplementärmedizinischen Heilverfahren in Kombination mit der konventionellen Medizin beeinflusst insbesondere immer
wiederkehrende Funktionsstörungen, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Muskelschmerzen oder Erschöpfung positiv.

Immer mehr medizinische Fachgesellschaften nehmen einzelne Naturheilverfahren aufgrund der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit als
Behandlungsempfehlung in ihre Therapieleitlinien auf. Trotzdem wird der Nutzen von natürlichen Heilmitteln oftmals noch angezweifelt, gerade weil die Verfahren als sanft und gut verträglich gelten. Das liegt daran, dass in der Vergangenheit vielfach verifizierbare Studien zu der Wirkungsweise und den Therapieeffekten fehlten.

Insbesondere die ortsgebundenen, natürlichen Heilmittel eines Kurortes wie Bad Pyrmont sind auf belegbare Studien und auf eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse angewiesen, um die jahrhundertelang bewährte Erfahrungsmedizin mit klassischen Naturheilmitteln auch
wissenschaftlich zu stützen.

Ein wichtiger Schritt ist die kürzlich zu dieser Thematik verfasste Zusammenstellung des Ärzteteams der Klinik „Der Fürstenhof“, die unter dem Titel „Rationeller Einsatz der klassischen Naturheilverfahren und Balneotherapie in der rheumatologischen Rehabilitation“ beim Georg Thieme Verlag erschienen ist. Erstautorin ist die Ärztin für HNO- und Naturheilkunde Dr. Sandra Lohmann, die sich schon lange intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Sie verfolgt das Ziel, Naturheilverfahren stärker als bisher in die Konzeption der Rehabilitation von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen einfließen zu lassen.

Die klassischen Naturheilverfahren nach Kneipp basieren auf den fünf Säulen „Hydrotherapie/ Balneotherapie“, „Pflanzenheilkunde“, „Ernährungstherapie“, „Bewegungstherapie“ und „Ordnungstherapie“. In dem Artikel werden verschiedene Heilmittel aus den einzelnen Bereichen beschrieben und wissenschaftlich eingeordnet.

In dem Text wird beispielhaft die Wirkung der Hydrotherapie und Thermotherapie unter Einsatz von Naturmoor beschrieben, und die entzündungshemmende Wirkung auf molekularer Ebene bei Rheumaerkrankungen belegt. Bezugnehmend auf die natürlichen
Quellen von Bad Pyrmont, wird auf Studien verwiesen, welche den positiven Nutzen von Calcium-haltigem Wasser (wie zum Beispiel das Wasser der Helenenquelle aus Bad Pyrmont) im Vergleich zu Milchprodukten bei der Therapie von Patienten mit Osteoporose zeigen.

Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Calcium aus Wasser deutlich besser vom Körper aufgenommen wird, als aus Milchprodukten oder Calciumtabletten. Die Wirkung von Bädern mit Kohlendioxid kann insbesondere bei Patienten mit entzündlichem
Bindegewebsrheuma (Kollagenosen) und bei Durchblutungsstörungen der Hände (Raynaud Syndrom) belegt werden.

Patienten, die in der Fürstenhof-Klinik eine Rehabilitation durchführen, erhalten regelmäßig CO2-Bäder. Durch die Verbesserung der
Durchblutung ist die Handtherapie deutlich effektiver.

Vor einem Jahr wurde von dem Ärzteteam der Klinik im Lehmanns-Verlag ein Rheumatologie-Lehrbuch „Rheumatologie exemplarisch“ publiziert. Hauptautor ist Dr. Michael Schwarz-Eywill, der bei der Arbeit von Dr. Martin Gehlen und den Physiotherapeutinnen Mareen Schultze und Rosmarie Hösle unterstützt wurde. Das Lehrbuch richtet sich an Therapeuten und gut informierte Patienten und wird von
Selbsthilfegruppen wie der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew/DVMB Niedersachsen und der Rheumaliga Niedersachsen ihren Mitgliedern empfohlen.

Das wissenschaftliche Team aus der Fürstenhof-Klinik zeigt also auf, wie wirksam und nicht zuletzt beliebt die klassischen Naturheilverfahren sind, um der Gesundung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auf allen Ebenen ganzheitlich zu
dienen.