Hameln (ey). Manush Gerbeshi ist ein Tausendsassa: Künstlerisch begabt, immer motiviert, fleißig rund um die Uhr. Dazu hat er Oberarme aus Stahl und ein Herz aus Gold. Dass er mit der Erweiterung seines Campingplatzes an der Uferstraße in Hameln in den vergangenen Jahren immer wieder für Positivschübe in Sachen Tourismus gesorgt hat, ist bekannt. Jetzt kommt ein neuer Clou hinzu: Er baut eine eigene Rattenfängerfigur, die am Eingangsportal des Platzes installiert werden soll. Wie gesagt: künstlerisch begabt, der Mann …

Ein Mann, der in den Neunzigerjahren im Kosovo vor dem Krieg flüchtete, nahe Pristina sein Heimatdorf Marec verlassen musste, dreieinhalb Monate nicht wusste, ob seine Familie überlebt hatte. Ein Opfer, das den Hund des Krieges noch heute bellen hört, ganz aus der Ferne der Vergangenheit heraus, wie ein stets begleitendes Echo. Ein Flüchtender, der über Hannover in Hameln zum Ankommenden wurde. „Dieses Land, diese Stadt hat mir so viel gegeben, hat mir ein Leben in Frieden geschenkt. Ich sage das aus ganzem Herzen: Niemand hat mir so geholfen wie Deutschland. Ich will diesen Menschen etwas zurückgeben, weil ich so sehr dankbar bin. Wenn ich es schaffe, mit meiner Kunst und meiner Arbeit sie zu berühren, bin ich der glücklichste Mensch der Welt“, sagt Manush, der Typ, den jeder gerne zum besten Freund hätte. Tränen fließen ihm über das sonst oft so herzlich lachende Gesicht. Raue Schale, weicher Kern.

Und ja, jetzt fühlt er nicht wie ein Hamelunke, sondern ein echter Hamelenser. „Meine Skulptur soll alle Menschen glücklich machen, die hier wohnen oder zu Gast sind. Es kann gar nicht genug Rattenfänger geben; diese Stadt lebt von der Sagenfigur.“ Menschen glücklich machen, ja, „das ist das Wichtigste für mich, es gibt nichts Wichtigeres“. Glaubt man ihm gerne, wenn er da so an der Figur herummodelliert, versiert, mit vergnügtem Blick. Das Gesicht formt er aus Beton-Knete, die es extra für Skulpturen gibt, verbunden mit einem Körper aus Stahl. „Ich glaube, die Haare werde ich aus Kupferdraht fertigen.“ Danach macht er sich noch an die Ratten, die braucht‘s ja auch. Seine Idee: „Die Nager spielen ebenfalls Flöte.“ Wie übrigens Manush selbst. Künstler durch und durch.