Hameln-Pyrmont (ul). Die Glocken läuten, aber der Gesang verklingt: Wenn im Advent und an Weihnachten die Kirchen zum Gottesdienst einladen, stehen sie vor einer massiven Problematik: die der Einhaltung Coronaschutz-konformer Regeln. Erstaunlich allemal: Von 2G-plus – also geimpft oder genesen plus aktuellen Coronatest – ist auf Kirchenkreisebene bislang selten die Rede. Das sehen viele kritisch. Und dies in einer Zeit, in der die Kirchen ohnehin mit schwindenden Mitgliedern zu kämpfen haben.

Wie Superintendent Philipp Meyer betont, lasse sich viel Konkretes augenblicklich nicht sagen. „Da die Kirchengemeinden in unserer Landeskirche Körperschaften des öffentlichen Rechts sind und insoweit ihre Geschicke selbst zu bestimmen haben, entscheiden die einzelnen Kirchenvorstände darüber, wie im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben die Gottesdienste und andere Veranstaltungen durchzuführen sind“, erklärt der Superintendent. Und räumt aber ein; „Da wird sicherlich in den nächsten Tagen noch viel Beratungsbedarf bestehen.“

Eine Empfehlung lautet: Bitte nicht singen!

Der Kirchenkreis empfiehlt, das Singen im Gottesdienst auszusetzen. Hintergrund ist die verstärkte Ausbreitung möglicher Virenlast. Was auch immer geschehe: „Alle Gemeinden werden sich an die rechtlichen Vorgaben, die Verfügungen und die Intention der Landeskirche halten“, so der Superintendent.

Örtlich sei die Situation sehr unterschiedlich. In der Kapelle Wangelist beispielsweise sei die Aerosolverteilung mit maximal 50 Personen viel dichter als in der Marktkirche mit 700 Personen, „weil dort der Luftraum viel größer sei“. Deshalb verlegt die Gemeinde in Wangelist ihre Gottesdienste bereits in das Gemeindehaus; die Türen bleiben offen, um den Luftaustausch zu gewähren. Es könne laut Meyer aber sogar sein, dass die Landeskirche entscheidet, dass nur noch Geimpften und Genesenen Zutritt in geschlossene Räume gewährt wird. Eine klare Regelung für Kirchen war bis Redaktionsschluss nicht getroffen worden. Grundsätzlich gilt zurzeit, dass die Öffentlichkeit nur geimpft oder genesen und aktuell getestet in geschlossenen Räumen zusammenkommen darf. Allerdings gilt das für die Kirchen bisher nicht. Bei ihnen greift 3G, also auch nicht Geimpfte dürfen, sofern sie getestet sind, an den Veranstaltungen teilnehmen. Der Superintendent geht aber ohnehin davon aus, dass viele Gottesdienste zu Weihnachten – wie im vergangenen Jahr – unter freiem Himmel zelebriert werden, weil die Kirchen wollten niemanden ausschließen wollen.

Das bestätigt auch Pastor Markus Lesinski von der Münsterkirche. Zu Heiligabend soll der Gottesdienst dort draußen gefeiert werden, mit E-Piano und Bläsern. „Wir hoffen, dass das Wetter mitspielt, und wir bemühen uns auch jetzt, wenn die Gemeinde nicht singen soll, Gottesdienst mit musikalischen Beiträgen von Pastor, Diakon und Kantor zu gestalten.“

In der Kirche zum Heiligen Kreuz im Klütviertel gibt es derzeit eine Baustelle, sodass der sonntägliche Gottesdienst in den Gemeindesaal unter 3G-Bedingungen mit Maske und Abstand und unter Kontaktnachverfolgung verlegt wurde. „Die Gemeindegruppen pausieren jetzt notgedrungen“, berichtet Pastor Gerold Lange-Kabitz. Seniorenbetreuerin Astrid Hornfeck hält auf allen möglichen Wegen Kontakt zu den Senioren im Stadtteil. Open air treffen sich die Gemeindemitglieder im Dezember an drei Mittwochabenden: Jeweils um 18.30 Uhr wird es den Lebendigen Adventskalender geben, allerdings nicht kreuz und quer durch die Carports im Klütviertel, wie sonst üblich, sondern überschaubar und mit Abstand auf der Wiese vor dem Gemeindehaus an der Feuerschale unter 3G. Und: Heiligabend feiert die Gemeinde um 15 Uhr open air mit Krippenspiel der kleinen Kinder auf dem Kirchplatz und um 17 Uhr am Campingplatz von Manush Gerbeshi, der diesen Vorschlag bereits im Sommer selbst gemacht hat, mit Krippenspiel der großen Kinder sowie um 18.15 Uhr in der Kirche mit reduzierter Teilnehmerzahl. Zu diesen drei Gottesdiensten melden sich die Teilnehmer an und erhalten Einlassbändchen.

Ein Blick nach Aerzen: Die Gottesdienste der Marienkirche in Aerzen finden unter 3G-Regeln statt, wie Pastor Christof Vetter mitteilt. Dem Kirchenvorstand sei es wichtig, dass auch weiterhin alle, die das Leben feiern wollen, zu den Gottesdiensten eingeladen sind. Mit zwei Teststellen in Aerzen, die auch samstags geöffnet haben, haben alle, die noch nicht geimpft sind, die Möglichkeit, sich zeitnah testen zu lassen, um sonntags am Gottesdienst teilnehmen zu können. Der negative Testnachweis und der Personalausweis sind dann am Sonntag mitzubringen.