Hameln-Pyrmont. Mit dem Begriff „historische Bedeutung“ sollte man vorsichtig umgehen, und doch: Das Corona-Virus schlägt mit aller Härte durch – und trifft nicht zuletzt auch die Kirchen- und Pfarrgemeinden empfindlich wie nie! Ihr größtes Problem: die Konfirmationen und Erstkommunionsgottesdienste. Alle bis einschließlich Sonntag, 19. April, terminierten Feiern sind abgesagt! Es trifft Hunderte Konfirmanden und Tausende Beteiligte.

Und die Termine danach? Sie stehen auf der Kippe. Alles, was jetzt zählt, ist die Hoffnung auf Besserung – „und dass wir die Nerven bewahren“, sagt Susanne Behnke, Pastorin der Kirchengemeinde Fuhlen. Dort sind die Konfirmationen für Anfang Mai angesetzt. „Aber wir müssen abwarten, wie sich die Sachlage entwickelt. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um einen schnellen Austausch von Informationen zu gewährleisten. Die Eltern sind sehr entspannt und kooperativ“, lobt Susanne Behnke alle Beteiligten. Die Pastorin hat übrigens einen „Koffer der Gelassenheit“ an der Kanzel des Fuhler Gotteshauses abgestellt, in der Kirchbesucher gute Wünsche, Texte, Segenssprüche einwerfen können. Die Kirche ist jeden Tag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Es soll ein Zeichen sein, dieser Krise mit Hoffnung und Zuversicht zu begegnen.

Gerold Lange-Kabitz, Pastor der Kirchengemeinde „Zum Heiligen Kreuz“ in Hameln, bestätigte gestern bereits die Verlegung der Konfirmationsgottesdienste in den September, obwohl sie erst für den 10. Mai geplant waren. „Wir wollen kein Risiko eingehen, und die Eltern sind alle einverstanden.“ Das Problem reiche aber noch viel weiter; selbst zwei Trauungen seien auf einen späteren Zeitpunkt verlegt worden.

„Das ist eine sehr, sehr turbulente Zeit“, sagt Philipp Meyer, Superintendent und Vorsitzender des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hameln-Pyrmont. Und er rückt die historische Bedeutung dieser Zeit noch deutlicher in den Mittelpunkt: „Alle Ostergottesdienste fallen aus. Das hat es in mehr als 2000 Jahren nicht gegeben!“

„Oh Gott, was sollen wir nur tun“ möchten viele Menschen nun hinausrufen. „Nichts“ heißt die Antwort. Denn zwar entscheidet jede Kirchengemeinde als selbstständiger Rechtsträger selbst über den Termin der Konfirmation, „aber die hoheitliche Verfügung, bis zum 19. April alle Veranstaltungen abzusagen, kann keine Kirchengemeinde ändern“, sagt der Superintendent. „Wir haben nun einmal diese schlimme Situation, und die Kirche hat nicht zuletzt vor allem auch eine große Verantwortung für Leib und Leben ihrer Gemeindeglieder.“ Wovon es viele gibt. Über 50 000 im Kirchenkreis Hameln-Pyrmont!

Die abgesagten beziehungsweise verschobenen Konfirmationstermine sollen im Herbst nachgeholt werden, aber jede Gemeinde muss erst einmal mit den Eltern abstimmen, wie es weitergeht. Denn ob auch die Gottesdiensttermine nach dem 19. April Bestand haben, bleibe anzuzweifeln. „Keiner weiß, wie sich die Lage entwickelt“, sagt der Superintendent.
Eines steht fest: Für manche Familie ist der gestrichene Termin nicht nur eine herbe Enttäuschung, sondern könne auch existenzielle Bedeutung haben. Und auch Gastronomen trifft es schwer: Je mehr Konfirmationsfeiern ausfallen, desto mehr Tisch- und Raumreservierungen werden storniert.