Von Jens F. Meyer

Mein Freund, der Baum, ist tot, er starb im frühen Morgenrot. Oder auch eher, so genau kann man das jetzt noch nicht sagen. Der Festausschuss 1000 Jahre Bisperode hat jedenfalls mit zwei Feldahornen kurzen Prozess gemacht, sie einfach mal ausgegraben und versetzt, um Platz zu schaffen fürs Festzelt. Wow, da ist die Stimmung ja schon grandios, bevor der erste Humpen gehoben wird. Die Kranzniederlegung, mit denen die große Sause im Juni eingeleitet wird, auch gleich den Bäumen zu widmen, wäre bestimmt eine gute Sache.

Immerhin dürfen sich alle, die an dieser Aktion beteiligt gewesen sind, rühmen, irgendwie auch einen historischen Abdruck hinterlassen zu haben. Denn eigentlich werden Bäume aus Anlass von Jubiläen gepflanzt; nicht so in Bisperode, da geht’s ratzfatz anders zur Sache. Und in 25, 50 oder 100 Jahren werden die dann Feiernden zurückblicken und sagen: „Mensch, schaut mal, die haben damals Bäume versetzt. Wir versuchen das jetzt mit Bergen.“

Ein Festzelt steht vier Tage. Ein Feld-Ahorn im Idealfall 200 Jahre. Gar nicht daran zu denken, wie viel Sauerstoff er während dieser Zeit produziert, wie viel Kohlendioxid er bindet, wie viel Sonne er fängt und wie viel Schatten er spendet! Mein Tipp für alle zum Fest geladenen Vereine: Schenkt Ihnen Bäume da in Bisperode. Aber mit Pflanzanleitung und Exposé, bitte, sonst geht‘s schief. Schönes Wochenende!