Von Jens F. Meyer

Kurios, was sich dieser Tage draußen im Garten tut. Ich sehe seltsame Löcher in der Grasnarbe. Es ist ein Igel, der nach Larven und Würmern bohrt. Sieht aber aus, als ob ein Wildschwein am Werk ist. Endlich begreife ich, weshalb der Gestachelte im Volksmund als Schweineigel bezeichnet wird.

Der Rasen sieht nach den nächtlichen Fressattacken nicht gerade zum Anbeißen aus, aber das ist mir egal. Als praktisch veranlagter Gärtner setze ich auf den Langzeiteffekt. Wenn das Tier so weitermacht, erspart es mir das anstrengende Aerifizieren und Vertikutieren mit der Maschine. Hat also was Gutes, die ganze Sache. Das alles ohne Mindestlohn, und eine Igelgewerkschaft ist mir nicht bekannt.

Der Igel darf gerne noch tiefer buddeln. Was ich mir insgeheim wünsche, ist Gold, Öl oder Gas, auf das er stößt. Womöglich trägt er zur Lösung der Energiekrise bei, jedenfalls bei mir … Wunschdenken, ich weiß, aber in diesen Zeiten muss man sich an jeden Strohhalm klammern, den man kriegen kann. Zumal die ja seit dem EU-weiten Verkaufsverbot vom vergangenen Jahr ziemlich rar geworden sind. Harte Zeiten.

Ihn wird‘s nicht stören. Strohhalme braucht er nicht, nur Laub und Reisig für sein Bett und fette Engerlinge für die Wampe – sowie Schnecken, nackt und so, wie Gott sie schuf. Diese Köstlichkeiten sind des Igels Leibspeise und kommen zumindest in meinem Garten sehr oft vor. Wenn Meister Schmatz also clever ist, frist er nach dem Winterschlaf einfach an Ort und Stelle weiter.