Hameln-Pyrmont (mes). Für die meisten Länder in Europa gilt keine Reisewarnung mehr, doch die Urlaubslust der Bundesbürger hält sich in Grenzen. Viele sind unsicher, was sie am Zielort erwartet, ob sie vielleicht doch bei Rückkehr in Quarantäne müssen. Viele entschließen sich daher, im eigenen Land zu bleiben und die schönste Zeit des Jahres in Deutschland zu verbringen. Davon profitieren auch Hameln, Bad Pyrmont und Lügde.

Bekannte Ziele wie die Nordseeküste stehen laut Tourismus-Marketing Niedersachsen zwar auch dieses Jahr wieder im Fokus, aber: „Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es eine vermehrte Nachfrage von Urlaub auf dem Land“, sagt Referentin Renate Rebmann. Viele Regionen in Niedersachsen werden dabei von den Touristen neu entdeckt. Besonders beliebt sind ländlich gelegene Ferienhäuser und -wohnungen sowie Campingstellplätze.

So wundert es auch nicht, dass der rund 500 Kilometer lange Weserradweg zurzeit enorm gut angenommen wird: „Die Leute entdecken das Radfahren neu, der Weserradweg boomt. Alles, was draußen stattfindet, ist sehr gefragt“, sagt die Geschäftsführerin des Weserbergland Tourismus, Petra Wegener. Anders als in den Vorjahren seien die Orte entlang der Weser hochfrequentiert, Ferienwohnungen und Campingstellplätze seien vielerorts ausgebucht.

Radfahren und Wandern – das sind auch Gründe, warum viele Urlauber nach Lügde und Umgebung kommen. „Gerade in den letzten zwei Wochen haben wir vermehrt festgestellt, dass wieder viele Urlauber – aus Deutschland und Holland – und Tagesgäste in Lügde unterwegs sind. Bei den Gästen, die bei uns in der Tourist-Info nachfragen, stellen wir fest, dass Orte wie Lügde ausgewählt wurden, weil hier keine Besuchermassen unterwegs sind und man naturnah und sicher urlauben kann“, gibt Lügdes Zukunftsmanagerin Carolin Nasse auf Anfrage von HALLO Auskunft.

Weniger ausländische Touristen beobachtet auch Annemarie Rüter, Geschäftsführerin der Bad Pyrmont Tourismus GmbH. „Manche Gäste erzählen uns auch, dass sie sonst immer im Ausland waren und jetzt mal wieder Urlaub im eigenen Land machen“, fügt sie hinzu. Eine Anekdote hat sie dabei in petto: „Einige Gäste sagen schmunzelnd zu uns: ‚Sonst fahren wir immer in den Süden und jetzt kommen wir eben nach Bad Pyrmont, da Sie ja auch so schöne große Palmen haben und wir deshalb mitten in Niedersachsen mediterranes Urlaubsflair genießen können‘.“

Unter den Touristen gebe es auch immer wieder Unsicherheiten. Sie seien insgesamt vorsichtiger geworden und informierten sich vor einer Buchung oft in der Tourist-Information über die generelle Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen in Bad Pyrmont. „Wir versichern den Gästen, dass sie sich bei uns sicher und gut aufgehoben fühlen können“, sagt Rüter. Jetzt bei dem schönen Wetter merke man schon, dass der Ort wieder voller wird und gerade abends auf der Hauptallee – also outdoor – die Gastronomie schon wieder gut besucht ist, freut sie sich. Trotzdem geht sie davon aus, dass am Ende des Jahres die Anzahl der ausländischen Urlauber wesentlich geringer ausfallen wird als sonst.

Fest steht also: Der Reisesommer 2020 kennt einen – zumindest relativen – Gewinner: Deutschland. War das eigene Land schon in den vergangenen Jahren mit etwa einem Drittel aller Urlaubsreisen noch weit vor Spanien das beliebteste Ziel der Deutschen, so wird es jetzt noch voller. Wenn das Wetter mitspiele, werde es auch noch viele kurzfristige Buchungen geben. „Wir raten aber, auch in die Mittelgebirge oder etwa zu den unbekannteren Seen in Brandenburg zu fahren, damit sich nicht alles auf wenige Regionen konzentriert“, sagt Dirk Dunkelberg, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV).

Trotz Boom gehen Übernachtungszahlen zurück

Trotz dieses Booms wäre es laut Dunkelberg schon ein Erfolg, wenn es in diesem Jahr bei den Übernachtungszahlen in Deutschland „nur“ zu einem Rückgang von 30 bis 40 Prozent kommen würde. Denn Touristen aus Amerika und Asien bleiben vollständig aus, und Nachbarn wie Niederländer und Schweizer kommen nur zögerlich zurück. Wo es hingegen mit Sicherheit voll wird, das sind die Campingplätze. Der Trend zum autarken Urlaub hat sich coronabedingt noch verstärkt. Laut Kraftfahrtbundesamt gingen die Zulassungszahlen von allen Fahrzeugklassen im Juni deutlich zurück. Nur eine verzeichnet einen Zuwachs von 62 Prozent: Wohnmobile.

Derweil beginnen für die Tourismusorganisationen bereits jetzt die Vorbereitungen für die Reisesaison 2021. Das ist beim regionalen Tourismusverband für das Weserbergland nicht anders und startet auch in diesem bisher besonderen Jahr mit der Ausschreibung für den Urlaubskatalog Weserbergland 2021 – dem zentralen Printprodukt für die Vermarktung der gesamten Region zwischen Hann. Münden und Porta Westfalica. Im Urlaubskatalog sind neben den Ferienorten im Mitgliedsbereich des Tourismusverbandes zahlreiche Unterkünfte sowie Entdeckertipps und Angebote enthalten, die in Form von Einträgen gebucht werden können und dem Leser Lust auf einen Aufenthalt in der Region machen sollen. Der Katalog wird in einer jährlichen Auflage von 20 000 Exemplaren produziert, an Interessierte per Post versandt und auf Reisemessen ausgegeben. Zusätzlich ist er ebenfalls in den Tourist-Informationen vor Ort erhältlich.