Von Jens F. Meyer

Amseln, Rotkehlchen, Meisen – sie müssen alle findig sein, um ein paar Krümel vom Vogelfutter abzubekommen, das ich jeden Morgen hinausbringe. Weil da ein Star herumfuhrwerkt, der wenig zimperlich ist. Ohne Kampf kein Mampf. Kennt man ja vom Buffet. Höchstens 20 Minuten dauert es, dann sind nur noch schäbige Reste übrig, für die sich Sturnus vulgaris nicht interessiert. Auch nicht seine Begleiter. Vier, fünf bringt er mit. Genauso frech und hungrig. Keine Chance für die anderen Arten, sich mal das Bäuchlein vollzuschlagen, nicht einmal für die Spatzen. Sie tun mir leid. Wenn das kleine Rotkehlchen seinen wehmütigen Gesang anstimmt, klingt’s wie: „Da ist ein Star, holt ihn da raus.“ Macht aber keiner.

Mit den Meisenknödeln können die Stare weniger anfangen; die anderen Piepmätze müssen also nicht wirklich hungern. Das ist gut. Und es ist auch gut, dass erst einmal nur ein paar Stare sind. Im Sommer kann’s schlimmer werden. Dann treten sie in Schwärmen auf. Sieht furchtbar schön aus, ein Wunder der Natur. Aber Nutzgärtner blicken bisweilen wenig begeistert auf diese in sich geschlossenen, wellenartigen Flugbewegungen Hunderter Tiere. Ich erinnere mich daran, wie mein lieber Kumpel Ricki eines schönen Julimorgens in den Garten hinausgetreten war; die Kirschen leuchteten glutrot, und er beschloss, nach dem Essen Leiter und Eimer zu holen. Es mochten dreißig Minuten vergangen sein, bis er zurückkehrte. In dieser Zeit hatte sich die Ernte erledigt. Er schaffte Leiter und Eimer wieder fort, öffnete sich ein Fläschchen kühlen Weißen.

Ich weiß allerdings bis heute nicht, ob er den Staren nicht sogar ein ganz kleines bisschen dankbar gewesen ist…