Von Jens F. Meyer

Brian May meint, nie ein besseres Riff gehört zu haben; Status Quo‘s „Down down“ verfüge über das energiereichste Intro, das er kenne, sagt der Mann, der mit seinem Gitarrenspiel für Queen in der populären Musik weiß Gott virtuosere Saiten aufgezogen hat. Diese Kraftentladung aber, dieses Dynamit, das die Boogie-Rocker 1974 mit ihrer Debütsingle aus dem Album „On The Level“ binnen Sekunden zum Explodieren bringen, ist ein Gruppenrausch, der nicht weniger brillant erscheint. Francis Rossi, Rick Parfitt, Alan Lancaster und John Coghlan, die vier Ur-Quo’s, bringen die Nummer in gleicher Weise cool wie brennend über die Rampe und rockten sich mit diesem Song – und nur mit diesem – in ihrer Heimat Großbritannien ausnahmsweise an die Spitze der Charts, was ihnen nie wieder, mit keinem weiteren Track aus ihrem reichhaltigen Repertoire, dort gelingen sollte. Schon deshalb: ein Meilenstein der Musikgeschichte!

Als könne es noch immer
die Welt flambieren

50 Jahre ist das jetzt her, doch es klingt, als könne „Down down“ die Welt noch immer flambieren. Nichts daran ist altmodisch, alles ist Power, und mehr noch als der glückliche Blick auf Zeiten, in denen auch in radiotauglichen Nummern Soli voller Inbrunst und Vergnügen eingeflochten werden durften, entsteht mit jeder Sekunde mehr, die uns hier aufs Trommelfell geschossen wird, der Wunsch, dass die Rockmusik der Gegenwart doch einen ebensolchen Drive entwickeln möge, ganz ohne technischen Schnickschnack, einfach nur im „Hau rein“-Style, so wie die Quo-Gemeinde es bis heute schätzt. Wo die Tanzfläche wie glühende Kohle unter den Sohlen wirkt, vermag die kryptische Wortspielerei ohnehin im Beat zu verbrennen. Völlig egal, was Autor Francis Rossi meinte, als er „Down down“ textete, er meinte es jedenfalls gut. Reicht mir bis heute und ich fühle mich ganz gegensätzlich zum Titel „high high“.
Ein Biest von Song, der mich vor sich hertreibt und am Ende atemlos den Rausch genießen lässt. Ich erinnere mich mit Vergnügen an ein Festival auf dem Flugplatz in Lüneburg. Status Quo musste aus organisatorischen Gründen früh raus auf die Bretter; die Band hatte abends noch ein Konzert in einer anderen Stadt. Es war Nachmittag, taghell. Rossi, Parfitt und Freunde störte es nicht, sie zündeten ihre stets ziemlich balladenfreie Show ohne Hemmungen. Zehntausende feierten sie, und spätestens, als sie mit dem stürmischen Intro die Lunte für „Down down“ legten, kriegte hinter der Bühne einer richtig schlechte Laune. Italiens Seichtpopbarde Eros Ramazzotti hatte das Pech, nach Quo raus zu müssen. Er konnte nur verlieren, der Arme, saß teils auf dem Podest des Schlagzeugs im Hintergrund und sang einigermaßen bocklos belanglos vor sich hin. Ich meine erkannt zu haben, dass er sich „down down“ fühlte.