Hameln-Pyrmont (mes). Da krabbeln sie wieder … Das schöne Wetter und das Coronavirus locken derzeit viele Menschen zum Spaziergang oder zur Jogging-Runde ins Grüne. Doch im Freien ist Vorsicht geboten: Denn mit steigenden Temperaturen nimmt die Aktivität der Zecken zu – auch in unserer Region. Die Spinnentiere sind jetzt wieder sehr aktiv. Bei Bodentemperaturen ab sieben Grad marschieren sie los. „Liegen die Temperaturen darunter, fallen sie in eine Art Winterstarre. Dann sind sie nicht auf Grashalmen, sondern unter einer feuchten Laubdecke zu finden“, weiß Sandra Lummitsch.

Die Pressesprecherin des Landkreises Hameln-Pyrmont weist auch darauf hin, dass Zecken in milden Wintern im Extremfall das ganze Jahr über aktiv bleiben, sich früher als sonst vermehren und auch ihre Eier nicht beschädigt werden. „Die Entwicklung hängt weitgehend von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab; die optimalen Temperaturwerte liegen zwischen 17 und 20 Grad, die durchschnittlich erforderliche relative Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 80 und 95 Prozent, berichtet sie auf Anfrage dieser Zeitung.

Zecken leben an Waldrändern, im Unterholz oder auf Gräsern und warten auf einen Menschen oder ein Tier. Sie ernähren sich von Blut und nutzen zum Blutsaugen ihre stechenden Mundwerkzeuge und einen mit Widerhaken besetzten Saugrüssel, der in die Haut des Wirtstieres eingebohrt wird. Die Gefahr dabei: Zecken sind Überträger gefährlicher Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Borreliose wird von Bakterien ausgelöst, die Nervensysteme und Gelenke schädigen können. Sie ist schwer zu diagnostizieren. Ein mögliches und deutliches Symptom ist die sogenannte Wanderröte, eine ringförmige und schmerzlose Rötung an der Stichstelle, aber auch an anderen Körperstellen. Gegen Borreliose werden Antibiotika eingesetzt.

Die FSME hingegen ist eine Viruserkrankung, die zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Hirnes und/oder des Rückenmarks führen kann. Hauptsymptome sind starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber. Das Tückische: Gegen FSME gibt es kein Medikament. Sprich: Die Erkrankung nimmt ihren Lauf. Es können nur die Symptome bekämpft werden. Eine Impfung ist die einzige Möglichkeit, sich tatsächlich wirksam zu schützen. Wer also öfter in Zeckengebieten unterwegs ist, sollte sich gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen lassen.
Eine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz besteht nur für FSME und nicht für Borreliose, so Sandra Lummitsch weiter. In Niedersachsen gelte allerdings nur das Emsland als FSME-Risikogebiet. Im Landkreis Hameln-Pyrmont seien im vergangenen Jahr keine bekannten Borreliose-Fälle aufgetreten, aber sie seien eben auch nicht meldepflichtig.

Die Gefahr eines Zeckenbisses besteht bei Freilandaufenthalten mit Kontakt zu bodennahen Pflanzen (Gras, Kraut, Strauchwerk). Zum Schutz rät Lummitsch, durch Kleidung möglichst viel Körperoberfläche zu bedecken – zum Beispiel durch lange Hosen, langärmelige Hemden und festes Schuhwerk. „Einige Abwehrmittel, Insektensprays für die Haut, wirken ebenfalls in gewissem Maße gegen Zecken“, unterstreicht sie. Nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet sollte der Körper zudem sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. Das Infektionsrisiko steige mit der Zeit, die die Zecke an ihrem Wirt hängt. Daher sollte das Tier schnellstmöglich samt seiner Mundwerkzeuge herausgezogen werden. Auch Haustiere, vor allem Hauskatzen, sollten regelmäßig auf Zecken untersucht werden.

Übrigens: Das Coronavirus wird nach aktuellen Erkenntnissen nicht über das Blut übertragen, weshalb eine Ansteckung über Zecken sehr unwahrscheinlich ist.