Von Jens F. Meyer

Die Deutsche Kakteen-Gesellschaft gibt bekannt: Der Kaktus des Jahres 2025 ist Stenocereus eruca – besser bekannt als Kriechender Teufel. Ich freue mich.

All die Spötter, all die Seltsamen wundern sich wohl, und doch: Über einen Kaktus, auch über den Kriechenden Teufel, darf man sich freuen. Ich empfinde den Blumen-Knigge in einigen Punkten ohnehin als irrsinnigen Unfug. Dazu zählt, dass man Kakteen nur an Menschen verschenkt, die man nicht mag. Menschen, die ich nicht mag, schenke ich gar nichts, nicht mal ein rustikales Pobackenrunzeln, das ist mal sicher.

Ich erinnere mich daran, dass mir vor einigen Jahrzehnten irgendein Oberhonk einen Kaktus zugesandt hatte; mäßig verpackt erreichte er mich per Post, also: der Kaktus. Ich erhielt die Pflanze für eine Berichterstattung, die dem Mann ohne Manieren nicht gefallen hatte. Freute mich, nicht für mich, sondern für die Sukkulente. Ich stellte mir nämlich vor, dass sie sonst womöglich auf dem Schreibtisch oder der Fensterbank des Verkniffenen ein schlimmes Dasein über sich hätte ergehen lassen müssen. Jeden Tag einen knurrigen Charakter, jeden Tag so eine verbitterte Visage ertragen, das funktioniert auch mit den widerspenstigsten Stacheln nicht. Ich glaube also, dass es die Pflanze gut bei mir hatte.

Und deswegen freue ich mich auch über den Kaktus des Jahres 2025, diesen kleinen, kriechenden, kultigen Teufel, den ich mir sicher selbst kaufen – und vielleicht auch verschenken werde!