Ich muss zugeben, dass der „nana nana nana“-Singsang im Mittelteil dieser Stimmungskanone grölkonform in drittklassige Karnevalsfeten passen würde, doch die Geschichte eines Songs reicht ja weit über seine paar Akkorde hinaus. „Centerfold“ von der J. Geils Band fanden wir Anfang der 80er-Jahre jedenfalls richtig gut. Obgleich sich unterschiedlichste Künstler von Rang und Namen in einer seltsam illustren Bandbreite, die von Frank Zander bis Status Quo reicht, an eine Coverversion wagten, so schadeten selbst die zweifelhaftesten Versuche dem Original der amerikanischen Bluesrock-Band nicht.

Was sich im September 1981 als Singleauskopplung aus dem Longplayer „Freeze Frame“ über die Tanzflächen ergoss, hallt knospigfrisch nach. Vermutlich noch heute die Haupteinnahmequelle der Akteure, denn die Nummer schaffte es in den US-Billboard-Charts bis dorthin, wo‘s nicht mehr weitergeht, und spätestens seit Falco, dessen „Rock me Amadeus“ ebenfalls geschafft hatte, die Ami-Hitliste anzuführen, wissen wir den Reichtum einzuordnen. Auf die Frage, ob man mit einer Nummer 1 in den USA ausgesorgt habe, antwortete er mit Wiener Schmäh unverhohlen mit klaren ja.

Hatte „Centerfold“ auch verdient. Seth Justman (Keyboard, Gesang) schrieb die Nummer, produzierte sie, und half der J. Geils Band damit erst elf Jahre nach Veröffentlichung ihrer ersten Platte auf Wolke sieben. Magic Dicks Mundharmonika sprüht kluge Funken der Freude in den Rausch des Beats, und als nach zweieinhalb Minuten der Song aufs Ende zuzusteuern scheint, geht die Party erst richtig los. Im Video tanzen erfreulich natürliche Schönheiten gänzlich unumoperiert ohne Schlauchbootlippen zwischen den Bandmitgliedern und verleihen der schon akustisch mit Sexappeal versehenen Nummer auch optisch erotischen Reiz à la Achtziger mit Lockenpracht und Schulmädchenattitüde. Dass es in dem New-Wave-Knallbonbon um einen Mann geht, der schockiert ist, weil seine Jugendliebe aus der Highschool-Zeit als Pin-up in einem Männermagazin erscheint und er sich daraufhin zwischen Zorn und sexueller Erregung nicht entscheiden kann, war mir damals so egal wie heute. Hauptsache, der Lautstärkeregler reicht bis zum Anschlag. Der Beat ist der Hafen, alles andere ist Wellenspiel.