Die ARD hat Winnetou aus dem Programm geworfen. Irgendwelche Häuptlinge in der überkorrekten Chefetage des öffentlich-rechtlichen Rundfunkverbunds, der auch mit meinen Gebühren und mit allen anderen macht, was er will (sieht man ja, deshalb will ich mein Geld zurück, Ihr Geigen!), haben die Sache mit den Indianern in den falschen Hals gekriegt. Nächstens wird vermutlich Miss Marple 16.50 Uhr ab Paddington nicht mehr ermitteln dürfen, weil die Sechzigerjahre-Filme mit Margaret Rutherford ältere Herrschaften heute als schräge Alte abqualifizieren könnten.

Ich frage mich, ob ich als Kind blöd war? Winnetou hatte ich als edlen, aufrichtigen Helden verstanden, der – übrigens komplett der Fantasie des deutschen Schriftstellers Karl May entsprungen – für das Gute kämpfte. Da hatte ich wohl was falsch verstanden. Bin trotzdem als Indianer verkleidet zum Kinderkarneval ins SSV-Sportheim gegangen. Wer indes heute wagt, seinem Nachwuchs die Apachenfedern auf die Murmel zu heften, sieht sich den feindseligen Blicken von Erbsenzählern ausgesetzt, die in vorauseilendem Gehorsam die Welt nur leider auch nicht verbessern können. Cowboy geht auch nicht, der trägt Waffen. Weil der nächste Karneval freilich dennoch kommt, rate ich zu den Kostümalternativen Seegurke und Tiefseeschwamm. Beziehungsweise Gurkin und Schwämmin sowie Gurkende und Schwämmende, um das um Himmels willen korrekt durchzugendern.

Erinnern wir uns: Weihnachten suchten wir zusammen mit Winnetou den „Schatz im Silbersee“. Was sollen wir jetzt suchen? Das Weite wäre eine Möglichkeit.                                                                                                                                                                                            Jens F. Meyer