Hameln-Pyrmont (ul). Angst, mindestens aber Respekt herrscht seit dem verheerenden Hausbrand an der Pyrmonter Straße in Hameln mit zwei Todesopfern bei vielen Menschen im Weserbergland vor. Sie sorgen sich um die Sicherheit in ihrem eigenen Haus – viele lassen jetzt E-Checks durch heimische Handwerksunternehmen vornehmen. Gut so und Grund genug für den HALLO, danach zu fragen, worauf Hausbesitzer und Mieter achten sollten, damit so etwas nicht passiert.

Elektromeister Tobias Bergmann erläutert, dass oftmals in alten Sicherungskästen die Klemmen lose sind. „Wenn die Schraubverbindungen lose sind, entsteht Thermik. Sogenannte Lichtbögen mit hohen Temperaturen können einen Brand auslösen, der den Sicherungskasten zum Schmelzen bringt.“

Nur Elektrofachleute sollten die Sicherungskästen überprüfen. Für gewerbliche Unternehmen ist ein sogenannter E-Check alle vier Jahre gesetzlich vorgeschrieben. Das gibt es bisher auf dem privaten Wohnungsmarkt nicht. „Viele Hausverwaltungen lassen einen E-Check zumindest beim Mieterwechsel durchführen“, erläutert Bergmann. Die Elektrofachbetriebe kennzeichneten ihren E-Check im Sicherungskasten mit einer Plakette, und der Kunde werde in der Regel nach vier Jahren daran erinnert, wieder einen E-Check vornehmen zu lassen. Bergmann weiß: „Gerade ältere Wohnungen haben noch veraltete Stromleitungen. Früher gab es noch nicht so viele Elektrogeräte, wie sie heute im Gebrauch sind. Deshalb ist es wichtig, den E-Check vornehmen zu lassen.“ Auch Rauchmelder seien gesetzlich vorgeschrieben.

Grundsätzlich sollte in jedem Sicherungskasten heute „FI-Schutz“ installiert sein. Der Schutzschalter trennt den Stromkreis, beispielsweise den des Kinderzimmers vom Wohnzimmer und von der Küche. Leistungsintensive Haushaltsgeräte benötigen einen eigenen Stromkreis, das betrifft Geschirrspüler, Waschmaschinen, Mikrowelle und Elektroherd. Der Brandursachenermittler vom LKA Niedersachsen empfiehlt: „Hilfreich erscheint, nur technisch einwandfreie und seriös auf Sicherheit geprüfte elektrische Betriebsmittel zu verwenden“ und bei Ausfall einer Sicherung zu checken, woher die Ursache kommt. Das LKA bestätigt laut Pressesprecherin Antje Heilmann: „Der ‚Sicherungskasten‘ selbst gehört zur Mietsache und unterliegt der Betreuung durch den Vermieter. Stichwort dazu wäre ein regelmäßig zu wiederholender E-Check, eine gesetzliche Verpflichtung zu dessen Durchführung besteht allerdings nicht.“ Eine Auswertung über Brandursache „Sicherungskasten“ gibt es bei der Polizei Niedersachsen nicht.

Auch die Feuerwehr im Landkreis Hameln-Pyrmont führt keine Statistik über Brandursachen von Sicherungskästen, wie Kreisbrandmeister Frank Wöbbecke bestätigt. „Die Erfahrung ist nur, dass elektrische Anlagen immer mal wieder die Ursache für Brände sind. Eine Statistik, ob es ein Sicherungskasten, ein Herd, ein Motor oder anderes die Ursache war, wird auch bei uns nicht geführt. An Statistik wird bei der Feuerwehr nur die Größe des Brandes geführt (Großbrand, Mittelbrand, Kleinbrand, Entstehungsbrand).“

Befragt, wozu die Feuerwehr Mietern und Immobilienbesitzern zur Vermeidung von Brandursache Sicherungskasten rät, meint Wöbbecke: „Das ist in erster Linie Aufgabe des vorbeugenden Brandschutzes, und dieser ist nicht Sache der Feuerwehr.“ Allgemein ist zu sagen, so Wöbbecke, „dass elektrische Anlagen nur von Fachpersonal installiert werden dürfen und dass jeder auf Geräusche achten sollte, wie Knistern im Sicherungskasten oder in Schaltern – dann sollte sofort eine Fachfirma informiert werden, die die elektrische Anlage überprüft, wenn ein Kabel verschmort riecht oder das Licht flackert“.

Bewohner sollten berücksichtigen, welche Leistungen sie ihrer Stromversorgung abfordern. „Die beste Installation durch eine Fachfirma hilft nur begrenzt, wenn der Bewohner mehrere Dreifachsteckdosen hintereinander hängt und so Leitungen überlastet“, argumentiert Wöbbecke.

In jedem Haus mit mehreren Wohnungen gibt es die Hauptsicherung und daneben die Zähler, die den Stromverbrauch der einzelnen Mietparteien messen. In jeder Wohnung gibt es dann zusätzlich einen Unterverteiler also einen eigenen Sicherungskasten. Im Fall des Brandes an der Pyrmonter Straße war die Hauptsicherung auch nach dem Wohnungsbrand intakt. Die anderen Wohnungen konnten weiterhin Strom erhalten und die Bewohner mussten nicht im Dunklen sitzen.