Bad Pyrmont (uk). Eines steht für Jörg Schade fest: „Ohne das Kurtheater wären wir nicht in Bad Pyrmont“, betont der Chef der Pyrmonter Theater Companie. Doch bekanntlich ist das über 200 Jahre alte Gebäude seit September 2018 wegen Baufälligkeit gesperrt und eine Wiedereröffnung als Spielstätte bislang nicht in Sicht. Abfinden will sich Schade damit aber nicht. Für den Theatermann ist klar, dass die Verantwortlichen, die über die Zukunft des Gebäudes als Spielstätte entscheiden, sich ihrer kulturpolitischen Verantwortung nicht bewusst sind.

„Die sehen es nur als Klotz am Bein.“ Die Verantwortlichen sitzen nicht in Bad Pyrmont, sondern in Hannover, denn das Kurtheater ist Eigentum des Landes. Als vor drei Jahren massive Schäden in der Tragwerkskonstruktion festgestellt wurden und das Gebäude von einem auf den anderen Tag gesperrt wurde, gab es Pläne für eine Restaurierung mit mehreren möglichen Varianten. Doch am Ende stand nur die Bereitschaft des Finanzministers Reinhold Hilbers (CDU), die Hülle für 4,3 Millionen Euro zu sanieren, ohne die Spielstätte wieder in Betrieb zu nehmen.

„Die Verantwortlichen sehen es
nur als Klotz am Bein.“

„Kulturelle Vielfalt ist Bestandteil der Kur“, stellt Schade fest. Er sei damals nach der Sperrung des Hauses vom Staatlichen Baumanagement Weser-Leine gebeten worden, ein Konzept für eine mögliche Nutzung zu entwickeln. „Mein Vorschlag war und ist, aus dem Kurtheater ein multifunktionales Haus zu machen, denn alleine mit einem Theater ist so ein Gebäude nicht zu betreiben.“ Seine Idee ist, das Gebäude mit einem Glasvorbau zu versehen, in dem auch eine Außenrestauration untergebracht werden kann. Die könnte auch für Feiern vermietet werden. Mindestens die Hälfte der Pacht müsste aus dem Betrieb dieser Restauration erwirtschaftet werden.

Als Pächter könnte nach Schades Vorstellungen eine Bürgerstiftung auftreten, für die Organisation und Administration des Spielbetriebes, der Spielpläne und auch der Vermietungen für externe Veranstaltungen stünde die Pyrmonter Theater Companie zur Verfügung. Wichtig sei auf jeden Fall, den Betrieb auf möglichst breite Beine zu stellen. Es gebe genügend Pyrmonter, denen das Kurtheater wichtig sei und die bereit seien, sich zu engagieren, glaubt er. Auch für die Ausstattung des Hauses könnte die Stiftung sorgen. Es müsse nicht das Staatsbad alleine für Kultur in Bad Pyrmont zuständig sein, meint Schade. „Diesen Ansatz müssen wir neu denken.“

Zu ähnlichen Überlegungen sei im Übrigen auch ein externer Gutachter gekommen, den das Baumanagement des Landes zusätzlich beauftragt habe. So fand sich zum Beispiel der von ihm angedachte Glasvorbau mit Restauration als eine Variante in den Plänen wieder, die seinerzeit Minister Hilbers bei einem Besuch in Bad Pyrmont vorgestellt worden waren.

Schade fragt sich, warum das Land der Stadt nur das Konzerthaus angeboten habe, nicht aber das Kurtheater. „Das Konzerthaus ist viel zu groß, das Kurtheater würde besser zur Stadt passen, zumal sie bis heute keine adäquate Halle für Veranstaltungen hat.“ Natürlich ist das Theater auch für die Companie wichtig. „August Pichler hat es 1818 als Schauspielhaus konzipiert und gebaut, und bis heute kann sich niemand der Faszination des Hauses entziehen.“ Doch ohne einen Investor, der bereit ist, das Kurtheater zukunftsfest zu machen, sind alle Konzepte und Ideen nur für die Schublade. Hinter den Kulissen soll es Bemühungen und Gespräche mit einem Interessenten geben. Ergebnis offen. Und was ist, wenn sich herausstellen sollte, dass die Bausubstanz des Kurtheaters so geschädigt ist, dass es nicht restauriert werden kann? Immerhin ist es wegen Einsturzgefahr geschossen. „Die 4,3 Millionen Euro, die die Sanierung der Hülle kosten soll, könnten auch in einen Neubau fließen“, überlegt Schade. „Man muss nur wissen, was einem die Kultur wert ist.“