Weserbergland (ul). Schnupfen, Husten, Heiserkeit und Fieber sind in der Corona-Zeit gleich Anlass zur Sorge – bahnt sich da ein Virus an und wenn ja, welches? Unser Blick hat sich auf Corona fokussiert, aber daneben gibt es auch die „normale“ Erkältung und die Grippe.

Nach dem Lockdown im Frühjahr haben sich die Bürger längst an die strengen Hygienemaßnahmen beim Einkaufen, in Restaurants und Büros gewöhnt. Jetzt stehen auch die routinemäßigen Checkups beim Hausarzt wieder auf dem Programm. Was im Frühjahr und Sommer durch Angst vor Ansteckung vermieden wurde, wird jetzt quasi nachgeholt. Die Hausarztpraxen verzeichnen lange Wartelisten von bis zu sechs Wochen.

Also schnell mal anrufen und eine Grippeimpfung erhalten, kann funktionieren, wenn der Patient gesund. Denn gesunden „Patienten“ kann eine Grippeimpfung auch von der Arzthelferin verabreicht werden. Der Impfstoff ist in den Apotheken vorrätig, in diesem Jahr wurde sogar mehr geordert, 11,3 Millionen Dosen Influenza-Impfstoff hat das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bereits für den deutschen Markt freigegeben und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat jetzt zusätzlich sechs Millionen Dosen Influenza-Impfstoffe für die Versorgung in Deutschland beschafft, um bei steigenden Corona-Infektionen im Herbst einer Doppelbelastung des Gesundheitssystems mit Grippeinfektionen vorzubeugen. Das ist klug und vorausschauend. Allerdings sollte dieses Vorsorgeangebot auch angenommen werden, und zwar jetzt und nicht erst, wenn ein Infekt im Rachen spürbar ist.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ruft mit der Kampagne „Wir kommen der Grippe zuvor“ zur Grippeschutzimpfung auf und weist auf die Bedeutung der Impfung im Kontext der Corona-Pandemie hin: Insbesondere Risikogruppen sollten sich im Herbst mit der Grippeschutzimpfung vor einer möglichen Influenza-Infektion schützen, da sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Grippeverlauf haben. Ziel ist es, dass in der Pandemie möglichst viele Menschen durch eine Impfung vor der Grippe geschützt sind, um zu verhindern, dass der Höhepunkt der Grippe-Infektionen mit einem möglichen Anstieg an Corona-Infektionen zusammenfällt.

Prof. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, betont: „Die Grippeschutzimpfung ist die wichtigste Präventionsmaßnahme gegen diese Infektionskrankheit. Durch die Impfung lässt sich das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs senken. Daher sollten sich Menschen mit erhöhtem Risiko unbedingt impfen lassen und am besten schon jetzt einen Impftermin vereinbaren. Denn nach der Impfung dauert es 10 bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz gegen die Grippeviren aufgebaut hat.“

Impfung empfohlen für Menschen ab 60

Die Ständige Impfkommission (STIKO) sowie die Schutzimpfungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) empfiehlt eine Grippeschutzimpfung für Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranke aller Altersstufen, Schwangere, Medizin- und Pflegepersonal, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, Lehrer und Erzieher sowie Kontaktpersonen bestimmter Risikogruppen. Über 60 Krankenkassen übernehmen die Kosten der Grippeimpfung für alle Versicherten als Satzungsleistung.

Die im Grippe-Impfstoff verwendeten Viren werden jährlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) neu festgelegt. Seit 2019 enthält der Impfstoff vier verschiedene Virus-Stämme. Die Techniker Krankenkasse weist darauf hin: „Die Herstellung der meisten Grippe-Impfstoffe erfolgt in Hühnereiern, daher dürfen Personen mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß diese Impfstoffe nicht erhalten. Ein in Hundezellkulturen hergestellter Impfstoff ist für diese Personen jedoch geeignet.“

Um eine Ansteckung zu vermeiden, wird neben einer Impfung regelmäßiges, gründliches Händewaschen mit Seife und Abstandhalten empfohlen, denn Grippeviren können über Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen und über Hände und Oberflächen übertragen werden – und das noch bevor sich Krankheitszeichen bemerkbar machen.