Weserbergland (ey). Auf der Klütstraße in Hameln ist es einer Wildkatze nicht gut ergangen: Sie war vom Auto erfasst und getötet worden. Wildkatze? Ja, in der Tat, „die gibt es im Weserbergland wieder seit einigen Jahrzehnten“, sagt Kreisjägermeister Jürgen Ziegler. Dabei ist sie nur eine von vielen Arten, die man in heimischen Wäldern, wo man sonst eher mit Wildschweinen, Rehen und Hirschen rechnet, nicht so wirklich erwarten würde …
Da ist also auch der Luchs zu nennen. Eigentlich ein typischer Bewohner des Harzes. Ein wunderschönes Tier mit den typischen „Pinselohren“, noch dazu keine invasive Art wie der Waschbär, der dem Menschen folgt, sich in Gärten und Straßen herumtreibt, Vogelnester raubt und allerlei Schaden anrichtet. Er wurde einst in Kassel ausgesetzt, kommt aus Amerika, und findet hier perfekte Bedingungen vor. Er kann klettern, schwimmen, räubert zu Lande, zu Wasser und in luftiger Höhe auf Bäumen. So verdrängt er andere Tiere. Gewiss nicht den Luchs, der übrigens eine alte heimische Tierart ist, die sich das Weserbergland wieder als Heimat auserkoren hat. Ziegler: „So ein einziger Luchs beansprucht ein Territorium von 3000 bis 5000 Hektar Größe. Die Population findet im Harz, wo einst das Luchs-Gehege angelegt wurde und sie sich sehr gut entwickelte, folglich nicht mehr genug Raum. Junge Luchse gehen also auf Wanderschaft, um ihr eigenes Territorium zu finden.“ Das Weserbergland gehört jetzt dazu.
Dass man Luchs oder Wildkatze und viele andere Arten (Dachs, Fuchs, Marderhund) bei einem Waldspaziergang erblicken könnte, ist unwahrscheinlich. „Die meisten sind nachtaktiv“, sagt Jürgen Ziegler. Gut, das Eichhörnchen nicht, das nehmen viele Menschen aber auch schon als vollkommen normal hin, wenn es sich eine Nuss von der Terrasse stibitzt. Es ist dennoch ein wunderschöner Wald- und Siedlungsbewohner.
Der Marderhund hingegen – auch eine invasive Art, die über die Fellerzeugung in der DDR dann ungewollt auswilderte – gehört nicht zu den Tieren, die man als Laie auf dem Schirm hat. Auch nicht der Biber, der laut Kreisjägermeister langsam und sicher wieder heimisch wird an der Weser und ihren Nebenflüssen. Er erobere seine alten Territorien zurück, und das sei schön. Wie überhaupt die Feld- und vor allem Waldbewohner „ein reichhaltiger Schatz unserer Natur sind“.
Ein Schatz, der sich bisweilen nur ein wenig in Form oder Farbe unterscheidet (Steinmarder weißer Kehlfleck, Baummarder gelber Kehlfleck). Ein Schatz, den es unter der Einhaltung des Jagdschutzgesetzes zu achten gilt, etwa in der Bejagung, aber vor allem auch der Einhaltung von Schonzeiten (bei Tieren wie Wildkatze oder Luchs ganzjährig). Ein Schatz, der Schutz benötigt, „zum Beispiel auch durch den Bau von Grünbrücken, damit die Tiere weniger überfahren werden“. Und schließlich: ein Schatz, der ganz abgesehen von der aktuellen Diskussion um den Wolf immens vielfältig ist!