Hameln-Pyrmont. Mausmäßig hat das Weserbergland wohl tüchtig Zuwachs bekommen. Die Feldmaus macht den Landwirten der Region jedenfalls teilweise schwer zu schaffen. In immer mehr Gärten in Stadt und Land klagen Beetflüsterer und Blumenkinder über Schäden durch Wühlmäuse, die manches Wurzelgeflecht von (Obst-)Gehölzen so sehr anknabbern, dass betroffene Bäume und Sträucher mit Stumpf und Stiel mühelos aus dem Erdreich gezogen werden können.

Und die Echte Hausmaus, ja, auch die hat sich laut Experten wohl deutlich vermehrt. Hameln-Pyrmont hat womöglich mehr als nur ein einziges Mausproblem. Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Landvolkes Weserbergland und Kreislandwirt in Hameln-Pyrmont, bestätigt auf Anfrage: „Stellenweise haben wir aktuell wirklich ein großes Problem mit Nagern. Vor allem auf Grünlandflächen.“ Problematisch seien die Feldmäuse dort deshalb, da sie die Grünlandnarbe anfressen und damit zerstören. Allerdings seien die tierhaltenden Betriebe auf das Futter des Grünlandes angewiesen. „Feldmäuse zieht es besonders in wärmere Böden wie die Tallagen an der Weser. Kältere Böden, die an Wälder grenzen, sind eher weniger betroffen“, ergänzt er.

Laut eines Sprechers des Niedersächsischen Landvolks sind landesweit mittlerweile 150 000 Hektar betroffen, die auf manchen Flächen teils einen Totalschaden hervorrufen würden. Für Grünlandbetriebe sei die Plage eine echte Katastrophe, sagte der Sprecher. Auf jeder zweiten Wiese oder Weide würden sich Tausende Mäuse tummeln.

Auch Friedrich-Wilhelm Börner, Landwirt aus Klein Hilligsfeld, berichtet: „Bis Mitte Oktober hatten wir bei uns eine sehr starke Population an Feldmäusen, die dann aber bedingt durch ein, zwei Starkregenereignisse wieder zusammengebrochen ist. Anfang September habe ich mir schon deutliche Sorgen gemacht.“ Als Gegenmaßnahme hätten die Landwirte mehr als sonst alle Flächen mit mechanischer Unkrautbekämpfung bearbeitet. Dadurch sei die Zahl der Feldmäuse sicherlich auch bereits dezimiert worden. „Betroffen von den Feldmäusen waren vor allem unsere Gemüse-Sorten, aber auch der Raps“, fügt Börner hinzu. Der Schaden durch die Feldmäuse werde dadurch angerichtet, dass sie unterirdisch die Wurzeln abfressen und oberirdisch die Pflanzen. „Als Folge können es bei der Ernte zehn bis 20 Prozent weniger Erträge sein.“

Doch nicht nur die Feldmaus stellt ein Problem für die heimische Landwirtschaft dar. „Wir haben hier auch ein echtes Problem mit Krähen, die gerne junge Saaten wegpicken“, betont Friedrich-Wilhelm Börner. Auch Rübenmieten seien ein leichtes Ziel der Krähen. Minderträge könnten sich hier auf bis zu 50 Prozent belaufen. Bei manchen Flächen, wie Erbsen, sei ein Schaden von 20 bis 30 Prozent möglich. Grund für das Problem mit den Krähen sei der Entsorgungspark vor Ort. „Leider werden dort die Biotonnen bei der Zwischenlagerung nicht verschlossen und abgedeckt.“

Höherer Mausbefall auch in Gärten und Häusern

Aber zurück zu den Mäusen: Volker Stieler, Inhaber des Fachgeschäfts Stieler Tierbedarf Gartenbedarf, stellt fest, dass vor allem in den vergangenen zwei Jahren vermehrt Kunden zu ihm gekommen sein, die von höherem Mausbefall in Gärten und Häusern berichtet hätten. „Die trockenen, warmen Bedingungen auch in den Wintermonaten, aber vor allem eben auch die trockenen Sommer führen dazu, dass die Maus-Populationen sich rasch weiterentwickeln.“

Und das geht schnell bei diesen Tieren, da beißt die Maus keinen Faden ab. Beispiel Feldmaus: Ganzjährig pflanzt sie sich fort, kann drei bis sechs Würfe im Jahr erbringen mit bis zu zwölf Jungtieren, die wiederum schon nach zwei Wochen geschlechtsreif sind und nach weiteren 20 Tagen ebenfalls Junge zur Welt bringen. Gesetzt den Fall, dass jedes Junge durchkommen würde und sich fortpflanzt, würde also aus einem Mäusepärchen eine Nachkommengeneration von 9,5 Millionen Mäusen dabei herauskommen – innerhalb eines Jahres! „Das kann man sich nicht vorstellen, die Rechnung stimmt aber, die ist von Experten aufgestellt worden. Nun überleben aber ja nicht alle Tiere, und weitere Gründe führen dazu, dass nicht so viele Jungmäuse zur Welt kommen“, sagt Stieler. Und doch: Die Feldmaus-Dichte beträgt für gewöhnlich 500 Tiere pro Hektar, manchmal über 1000. Worüber sich kein Landwirt freut, nur Mauswiesel, Mäusebussard oder Schleiereule.
Und da dachten wir immer, Hameln hätte vor allem mit Ratten zu tun …