Weserbergland (ey). Durchfüttern oder nicht? Die Meinungen darüber, ob wir unseren Singvögeln das Futterhaus ab Mitte April wegnehmen oder sie weiter mit Körnern, Knödeln und Kraftnahrung versorgen sollten, sind geteilt. Laut Naturschutzbund (Nabu) schadet es nicht, auch im Sommer und Herbst zu füttern. Jedoch: Die Ganzjahresfütterung erreiche nur zehn bis fünfzehn Arten, die in ihrem Bestand ohnehin nicht gefährdet sind. Viel wichtiger indes: Den Vögeln Nistmöglichkeiten bieten. Nicht irgendwann, sondern jetzt!

Das ist der Grund, weshalb die Kreisjägerschaft gerade in Hochstimmung ist. Sie erhielt eine Bewilligung zur Verteilung von 150 Nistkästen über ihren Obmann für Naturschutz, Björn Wehrmann. Ziel war, an den in den Jagdrevieren vorhandenen Hochsitzen zusätzlich Nistkästen für heimische Höhlenbrüter anzubringen. Björn Wehrmann: „Die Beobachtbarkeit während und die Reinigung nach der Brutsaison sind an den jagdlichen Ansitzeinrichtungen absolut unproblematisch.“ Die Anbringung unter einem Dach verhindere zudem die schnelle Verwitterung durch Regen und Sonne und schütze zusätzlich die Bruten, so Kreisjägermeister Jürgen Ziegler. Das Einflugloch werde auch unter der Überdachung Richtung Südost ausgerichtet.
Artenschutz „aktiv“ nennt die Untere Naturschutzbehörde der Stadt das Projekt. Die von der TA Bildungszentrum Impuls gGmbH hergestellten Nistkästen wurden als Bausätze von Forstamtsleiter Carsten Bölts und Björn Wehrmann auf die Jagdbezirke verteilt. Zusammenbau und Platzwahl erfolgten durch die Jäger.

Was dort, in den Forsten Hamelns, erfolgte, kann jeder zu Hause im ganzen Weserbergland, ob kleines Grundstück oder große Fläche, ebenso erfolgreich in die Tat umsetzen. Meisen, Finken, Rotkehlchen und viele andere heimische Singvögel benötigen einerseits naturnah gestaltete Räume mit sommergrünen Hecken und Gehölzen, anstatt Einheitsgrün aus Thuja und Tanne. Außerdem hilft jede Nisthilfe! Abgesehen von der Freude über den Einzug von Meisen, Finken und Sperlingen in extra dafür im Garten und am Haus installierten Nisthilfen hat die Bedeutung dieser Häuschen mit Loch in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen, weil die natürlichen Möglichkeiten aufgrund von intensiv genutzten Ackerflächen und modernem Hausbau weniger geworden sind.

In der Tat sind es die modernen Gebäude ohne Spalten und Fugen, die zwar energetisch top sind, die aber zum Beispiel Spatzen und Schwalben kaum noch eine Chance lassen, ihre Brut- und Niststätten als Kulturfolger des Menschen unter dem Dachvorsprung oder in einer Mauerspalte zu bauen.

Die „Schlupflöcher“ sind auch für Insekten wichtig

Die „Schlupflöcher“, übrigens nicht nur für Vögel, sondern auch für Insekten wie etwa Wespen oder Hornissen, sind rar geworden. Ein Riesenproblem, dem Haus- und Gartenbesitzer nur begegnen können, indem sie extra Nisthilfen anbringen. Erstens an einem ruhigen Ort, den Nesträuber wie Katzen oder Waschbären schlecht erreichen. Und zweitens an wind-, regen- und sonnengeschützter Stelle mit der Einflugöffnung möglichst nach Osten oder Südosten ausgerichtet. Neben den bekannten Nisthilfen mit unterschiedlich großen Löchern (siehe oben auf dieser Seite) ist es wichtig, auch Nisthilfen mit Halbhöhlen (also halboffen) zu installieren, die besonders geeignet sind für Rotkehlchen, Grauschnäpper, Zaunkönig, Bachstelze, Amsel und Hausrotschwanz. Und die Vorboten des Frühlings, die Rauchschwalben, haben ihre Reise aus den afrikanischen Winterquartieren bereits angetreten. Sie sind bald da. Die Zeit drängt, jetzt etwas für sie und all die anderen zu tun.