Coolness ist angeboren. Über George Benson schüttete der liebe Gott ein randvoll gefülltes Fass davon aus, Premier Cru Classé. Guter Stoff, der ihn – gesegnet mit einem Talent, das nur wenige haben – zu einem der bedeutendsten Künstler der populären Musik machte. Nicht etwa seine bekannten Hits wie „Give me the night“ und „On Broadway“ zeugen von dieser Lässigkeit, sondern airplayferne Diamanten wie der funky-freakige Fusion-Böller „The Ghetto“ aus der Feder Donny Hathaways (1970), in dem Benson die markant gekreidete Trennungslinie vom Soul zum Jazz in subtil vertäuter Discofasson verwehen lässt.

Dabei reichen ein paar „ouuuhs“ und „yeaahs“ dem Meister aller Klassen vollkommen aus, um auf Parkett und Straße gleichermaßen einen im musikalischen Sinne höchst erfreulichen Flächenbrand zu entfachen. Eine Struktur, die stark an Carlos Santanas Großtaten erinnert, glattweg noch feiner nuanciert. Traumhaftes Tastenspiel schwebt unentwegt über diesem schnurrigen Allzeithoch aus der Jahrtausendwende, während Percussionschläge wie reife Früchte am Lebensbaum der rhythmuskulturellen Großtat hängen.

Und selbstredend: Das Gitarrenspiel Bensons ist die zuckersüße Kirsche auf diesem Sahnetortenstück, stilvoll, pointiert, knackig und trotzdem von einer wärmenden Milde geprägt, mit der man Hyänen besänftigen könnte. Dazu immer wieder die Congas, quasi als Nussnougat-Wölkchentopping. Exzellent, und ganz ohne Kalorien. Tanzte man sich ohnehin ab.

Obgleich Ludovico Einaudis Zaubermelodie „Fly“ den französischen Blockbuster „Ziemlich beste Freunde“ beherrscht, vermag Bensons „The Ghetto“ zum Leitlied dieser anrührenden Tragikomödie zu werden. Schauspieler Omar Sy spielt in der Hauptrolle Driss, der aus den Banlieues stammt, den französischen Vorstadt-Ghettos – und einen Job beim wohlhabenden Philippe bekommt. Ghetto und Reichtum, Verzweiflung und Glück, die Unterschiede könnten nicht größer sein. Aus diesem Grund ist Bensons „The Ghetto“ hier und grundsätzlich ein so prägendes Hörereignis, denn das Tragische fließt spürbar in den Takt, Lachen und Weinen halten sich die Waage. Das Ghetto in Dur-Tönung; und kein Wort zu viel! George Benson und Background singen nicht mehr als nur „Talking ’bout the Ghetto“. Keine Strophen, keine Wehklage, nur Rhythmus und Harmonie, die jedem Hörenden, jedem Tanzenden, jedem Fühlenden selbst die Möglichkeit lassen, über Slums und Elend nachzudenken, mal innezuhalten, aber weiterzutanzen.

Ein Masterpiece, hypnotisch überhaucht, an keiner Stelle ignorant und wie der Film: großes Kino. Nur eben für die Ohren.