Von Jens F. Meyer

Huch, da verenden die guten Zeiten von Chic voll phatt im Big Bass. Dass Bernhard Edwards mit den dicken Saiten nicht gegen die uninspirierte Ausblende aufbegehren konnte, ist seltsam, weil er zusammen mit Nile Rodgers die Platten der New Yorker Disco-Combo ja selbst produzierte. Das jähe Ende schmälert die Qualität der optimistischen Soulfunk-Möhre keineswegs, denn für die Tanzfläche passt sie noch immer genau so wie fürs Allgemeinbefinden. Erstens, weil es schön ist, sich daran zu erinnern, dass es Lieder gibt, bei dem erste Küsse mehr gehaucht als gezüngelt wurden und keine Party ohne diese Nummern auskam. Und zweitens, weil nicht jedes Lied populärer Musikkultur in poetische Tiefen tauchen muss, die unter der Discokugel kaum von Bedeutung sind.

Nicht lasch – geschmeidig wirkt der Song, angenehm munter; nach heutigem Maßstab hat der Beat die Festigkeit eines Wackelpeters, weil kein El Brutalo an den Bummbummreglern im Tonstudio saß, damit La Perversa im Video luderliche Verrenkungen zum metromorphen Knatterrhythmus machen kann. Nein, in den Genen dieser chic-en Produktion stecken noch die feinsinnigen Funk-Eruptionen der Siebzigerjahre, die zwar heiß sind, aber nicht überkochen und demgemäß auch das Parkett der Tanzenden nicht versauen.