Das war ’n ziemlich großes Ding, das Nirvana damals in den 1990ern losgetreten haben. Wer hat nicht zu „Smells like teen spirit“ abgehottet? Dieser neue Sound, die abgeranzt aussehenden Musiker und der Übermensch Kurt Cobain … vergessen sollte man aber nicht, dass der Frontmann, der mit nur 27 Jahren Selbstmord beging, auch ’ne hammermäßige Frau an seiner Seite hatte: Courtney Love. Diese Lady hatte selbst eine Band namens „Hole“ am Start. Wer von euch war damals auch Besitzer der CD „Celebrity Skin“?

1998 wurde die Scheibe veröffentlicht – da gab es die Band aber schon neun Jahre! Verflucht, wie waren die Power-Frauen (und ein Mann – sorry, Eric!) denn an mir vorbeigegangen? Courtney Love äußerte sich oft positiv über Frauen, die harte Musik machen, ihre Instrumente selbst spielen und verkörperte dies auch selbst. Mit ihrer als dreckig geltenden Stimme brach sie weibliche Gesangsnormen. Das war schon was damals, eine Frontfrau in einem solchen Musik-Genre, dem doch eher die Herren der Schöpfung zugeordnet wurden.

Vielleicht waren sie auch treibende Kraft, dass ich zu Schulzeiten eine Frauen-Rock-Punk-Band gründete? Die Göbelschwerter – unerreicht, weil nie aufgetreten und nur zweimal geprobt, unvollständig, versteht sich. Zwar gibt es uns bis heute, aber es ist immer noch nicht geklärt, wer eigentlich die Gesangsparts übernimmt … und von welchen Songs überhaupt? Außer drei Cover-Versionen können wir mit nichts dienen.

Durch Nirvana jedenfalls stieß ich auf „Hole“. Der Song „Celebrity Skin“ vom gleichnamigen Album stieß irgendetwas in mir an. Diese Gleichgültigkeit im Gesang, die schon wieder cool war. Wenn ich damals dieser Nummer lauschte, hörte ich das gleiche Augenverdrehen aus den Zeilen und dem Sound heraus, das ich selbst so oft in meinem Twen-Leben verspürte. Menschen im Umfeld, die sich so schrecklich wichtig nahmen, Besserwisser, Klugscheißer und Dummschwätzer – all diese Leute sah ich vor meinem geistigen Auge, wenn ich den Song aufdrehte. Courtney singt sich hier den Frust von der Seele, wie es für sie ist, in der Öffentlichkeit zu stehen. Auch sie kritisiert die Menschen, die ihr das Leben schwermachen. Eigentlich könnte der Song auch „F*ck you“ heißen, das würde es genauso auf den Punkt bringen, wäre aber vielleicht zu einfach, zu offensichtlich, zu geradeheraus.

Und wenn’s doch mal zu schlimm wird und man es kaum noch erträgt mit den Menschen um einen herum, dann wird einfach der Soundregler hochgedreht und Mucke à la „Hole“ eingelegt.

Aufdrehen ist auch diesen Sonntag gegen 11.30 Uhr wieder angesagt, wenn Radio Aktiv unseren Hit spielt: „Celebrity Skin“ von „Hole“.

Meike Schaper