Wenn Howlin‘ Wolfs Version von Willie Dixons rasendem „Just like I treat you“ den Turbo zündet, denke ich an Rowlf, der Hund aus der Muppetshow, der mit fluffigen Pfoten über die Tasten eines Saloon-Klaviers strauchelt, während seine Ohren umherschaukeln, als führten sie ein Eigenleben. Rowlf, die älteste aller Muppetpuppen, die schon fünfzehn Jahre vor Beginn der Erstausstrahlung genäht worden war, wurde aber erst nach der Wolf’schen Studioaufnahme geboren, die verboten hemmungslos voranknetert und ein Sexappeal ausstrahlt, der damals, 1961, in den gesitteten Nachkriegsjahren ungeheuerlich geklungen haben muss. Irgendwie tut sie das aber auch heute noch.

Some say you’re fine,
some say you’re sad
Some say you’re hot,
some say you’re bad.
But I know,
know what you’ve been through.
You’re gonna treat me baby,
just like I treat you.

Über das förmlich ungebärdige Pianopoltern breitet sich Howlin‘ Wolfs brüskes Gebell aus; neben dem Mundharmonika-Spiel wurde diese ruppige Tonlage zu seinem Markenzeichen. Er war ein Hüne, ein Kerl von brachialer Statur: 198 Zentimeter pure Leidenschaft, die Howlin‘ Wolf nicht nur, aber vor allem in diesem Dixon‘schen Meisterwerk zum Ausdruck bringt. In seiner Stimme vereint sich die Energie eines nicht stille ruhenden Vulkans mit den saftigen Dreizackstößen des Diabolo. Eine Derbheit, die mich vermuten lässt, Howlin’, der Wolf, sänge gegen den Widerstand vernarbter Stimmbänder an, die dem ständigen Feuer in seiner einem Fabrikschlot gleichkommenden Kehle nur mit Erzürnung entgegenwirken. Angriff ist die beste Verteidigung.

Wahrscheinlich ist der Grund für Wolfs satanische Laute ganz viel simpler. Statt Marmelade auf der Stulle am Morgen ein Süppchen mit rostigen Nägeln, und danach ein Whisky draufgeschüttet, weil das Zeug sich sonst so schlecht verdauen lässt. Es ist einerlei – Howlin‘ Wolf, der 1910 als Chester Arthur Burnett in White Station in der Nähe von West Point, Mississippi (nicht weit von Elvis‘ Geburtsort entfernt), geboren wurde, nahm jedenfalls die Kraft des Rock ’n‘ Roll, die Jahre später in den eruptiven Clustern von Led Zeppelin ihren Höhepunkt erreichte und in Form von Deep Purple und Black Sabbath als Hard ’n‘ Heavy Rock wie unauslöschliche Flammenbrunst über Länder und Meere gierte, in seiner Kraftikus-Art vorweg. Eine sehr wilde Reputation, die ihm, der bei allem rohen Anschein wirklich fein Gitarre spielen konnte, neben ach so vielen unbändig musizierenden Großmeistern wie Dixon, Waters oder Berry eine Sonderstellung im Blues einbrachte.

Dass dies ein steter Kampf war … sicher war es das! Die erstickenden Erwartungen eines wachsenden Publikums und andererseits die verkniffenen Blicke all der Weißen einer Sippschaft, die den Schuss bis heute nicht gehört hat, waren immer zugegen. Aber das Entdeckertum, diese in der Tiefe grubbernde Gesangs- und Musizierarbeit Howlin‘ Wolfs sind in all ihrer Breite so fundamental wie dieser einzige Song, der übrigens sogar nur als B-Seite von „I ain’t superstitious“ eingespielt wurde. Es wird seine Gründe haben, weshalb ihn viele andere Musiker trotzdem coverten, nicht zuletzt die Stones auf ihrem saphirblau glänzendem Blues-Album „Blue & Lonesome“.

Während nun also zahllose krude Pop-o-manien als aufgeplatzter Mörtel aus den Fugen der riesigen Wall of Sound krümeln, bleibt „Just like I treat you“ ein unverrückbarer Stein im Haupthaus des Blues.