Vereinte Zipfelmützenträger, merket auf: Das vollends fröhlichste Weihnachtslied ever, das seinem Sänger Mitte der Achtzigerjahre pünktlich zur Heiligen Nacht auch gleich noch ’ne Nummer eins in den Charts bescherte, klingt, als ob sich Santas Wichtel literweise Selbstgebrautes unter die Mütze schlawinert haben und jetzt die Frolleins ihrer Spezies zum Tanz rund um den Genadelten bitten. Die Rockabilly-Nummer „Merry Christmas everyone“ kutschiert uns alle Hallelujah jauchzend expressmunter in den Nur-Dur-Zustand. „Shaky“ erzielt dieselbe Wirkung wie der erste Schluck Schampus während des Tannenbaumschmückens am Vormittag des Heiligen Abends: Man will mehr, will nicht mehr aufhören, will fröhlich sein. Ich kenne keinen anderen Musiker, aus dessen umfangreichem Songbook die Weihnachtsdudelei als Krönung herausragt.

Snow is fallin’
All around me
Children playin‘
Having fun.
It’s the season
Love and understandin‘
Merry Christmas everyone

Klar, das Teil wirkt im Juli an einem 32-Grad-Celsius-Tag selbst nach dem dritten Hochprozentigen nicht, aber kaum da die Adventszeit erste ungelenke Lichterketten in die Vorgärten geworfen hat, impft dieser Rock ’n’ Wichtel-Booster unzählige Weihnachtsherzen. Meines auch. Corona, leck‘ mich am Arsch, ich dreh den von Bob Heatlie geschriebenen Wunderzunder auf Maximum, damit die Zwerge im dunklen Tann dort draußen in den Wäldern wissen, was die Turmuhr geschlagen hat.

Im Grunde war’s damals eine Demütigung für die Engländer, denn wenn ein Schotte einen Song schreibt und von einem Waliser singen lässt, der dann bis ganz nach oben aufsteigt, blicken manche Engländer gedemütigt zu den kleinen Anhängseln des Vereinten Königreichs. Es war eine Punktlandung mit Karacho. Ein überaus vitaler Christmas-Track zu Weihnachten auf Goldstatus – einfach köstlich. Das klappt kein zweites Mal in einer Künstlerkarriere. Für Shakin‘ Stevens hätte es nicht besser laufen können: Er war Mitte der Achtzigerjahre auf dem absteigenden Ast. Nüchtern betrachtet ohnehin sensationell, dass er mit seinem archaisch wirkenden Style of Rock’n’Roll zwischen Punk, New Wave und Neuer Deutscher Welle so viele Erfolge verbuchen konnte. Nun aber, als nur noch die Hardcore-Fans „Mary, Mary“ und „This ole house“ hören wollten, musste eine Rakete her. „Merry Christmas everyone“ wurde eine. Gezündet. Getanzt. Geliebt.

We’re gonna have
a party tonight
I’m gonna find that girl
underneath the mistletoe
We’ll kiss by candlelight.

Dieser Song, unmittelbar mit Freude erlebbar und nicht den Anspruch erhebend, uns eine weitreichende Message mitzuteilen, kommt jenem Tropfen Zuversicht gleich, der uns in den stobenden Fluten eines hoffnungslosen Meeres wieder an die Oberfläche befördern kann. Nichts Verklausuliertes zwischen den Zeilen, und in gleicher Weise eine klare melodiöse Struktur zwischen Gesang, Schlagzeug und Saitenspiel, bis auch das gute, alte Saxofon als Trüffel auf dem Schokoladenkuchen noch herausleuchten darf. „Merry Christmas everyone“ ist so einfach gemeint, wie es gemacht ist. Frohe Weihnachten allen. Manchmal haben die leichtesten Wünsche die gewichtigste Bedeutung.

Shakin‘ Stevens, 1969 als Anheizer für die Rolling Stones unterwegs, 2010 dann bei „Willkommen bei Carmen Nebel“ im ZDF quasi über‘n Kamm balbiert, schüttelt mit diesem Quirl unser kindliches Gemüt hervor. Meins auch. Fühlt sich gut an.