Hameln (mes/ey). Die Begrünung der Stadt – ein Theater zwischen Welt- und Kreisklasse. Einerseits überzeugen klug bepflanzte Beete zum Beispiel im Bereich der Deisterallee oder im Kreuzungsbereich Erichstraße/Thiewall über Monate. Andererseits können viele Hamelner die Tristesse am Kastanienwall und in Bereichen der Innenstadt nicht fassen. Neuester Tiefpunkt: ein seltsames Herumgewurstel an der Kuhlmannstraße.

Ein gerade erst neu angelegtes Beet wurde ratz-fatz dem Erdboden gleichgemacht. Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Es handelt sich um einen Bereich, der mit einer Gründüngung eingesät wurde. Diese musste nun vor der Samenreife abgemäht werden, um ein Versamen zu verhindern.“ Aktuell stehe noch die Überlegung im Raum, ob dort Blumenwiesen angelegt werden. Dazu müssten aber die Rahmenbedingungen geschaffen sein und ein geeignetes Saatgut gefunden werden.

Wo von „Überlegung“ die Rede ist, mangelt es nicht selten an Fantasie. Wäre also das Versamen der Gründüngungspflanzen (wie vermutlich Senf oder Rainfarn) nicht also die beste Alternative gewesen, solange es keine andere Idee gibt? Und dass die „Rahmenbedingungen“ für Einjährige wie Kornblume, Klatschmohn und Co. gewiss kein Zauberwerk sind, wissen sogar Grundschüler. Gartenbesitzer, die Gründüngung nutzen, wissen im Übrigen vorher, warum sie das tun.

Es wird gebaut und gebaut. Auch in Hameln. Mit Blockrandbebauung und Innenhöfen, in denen Grün und Natur höchstens eine dekorative Rolle spielen. Gärten werden nicht selten mit viel Beton, Kieselsteinen und Schotter gestaltet. Und auch in Hameln selbst scheinen grüne Flächen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Für Stadtplaner stehen schwierige Aufgaben bevor: Einerseits müssen sie dafür sorgen, dass immer mehr Menschen in der Stadt wohnen und leben können. Andererseits werden Grünflächen benötigt, um die Klimafolgen abzumildern und Menschen in dicht bebauten Metropolen weiterhin eine hohe Lebensqualität zu bieten. Das bedeutet: Maßnahmen zur Regulierung des städtischen Klimas werden in Zukunft in der Stadtplanung immer wichtiger. Doch ist das auch den Verantwortlichen in Hameln bewusst?

Was die Stadt braucht, das ist Platz. Platz, der intelligent genutzt wird und dem Menschen ein Zuhause sein kann. So knapp und so teuer er auch sein mag. Nicht nur im Zuge des Bauwahns aber fallen die letzten alten Bäume.

Trostloser Kastanienwall

Von dieser Trostlosigkeit im Gewerbegebiet bis zum Kahlschlag am Kastanienwall ist es nicht weit. Er, der Kastanienwall, macht seinem Namen zurzeit keine Ehre mehr. „Die Planung ist in vollem Gange. Je nach Witterung erfolgt der Baubeginn noch in diesem Jahr. Derzeit laufen noch Absprachen mit den Versorgern“, gibt Janine Herrmann als Stadt-Sprecherin auf HALLO-Nachfrage Auskunft. Bekanntlich sollen Amberbäume die gefällten Kastanien ersetzen. So weit, so gut, aber viele Hamelner sitzen auf heißen Kohlen und wollen „ihren“ Kastanienwall endlich wieder mit Bäumen sehen. Und wie sieht es mit der immer wieder gewünschten und geforderten Begrünung der Fußgängerzone aus? Ernüchternd. Sie werde „aufgrund der hohen Aufgabenfülle in diesem Jahr nicht mehr erfolgen“, lässt Herrmann verlauten.