Von Jens F. Meyer

Ich hasse Meister Proper und seine Freundin Sidolin. Immer, wenn die beiden vom Leder ziehen, um Fenster streifenfrei zu machen, wird aus jedem blauen Himmel eine graue Suppe. Fensterputzen führt immer zum Wetterumschwung, so viel ist sicher. Ich kenne das gar nicht anders. Kaum fertig, fällt Regen – und er fällt nie gerade herunter, sondern immer schön schräg gegen die blitzblank gewienerten Gläser und Rahmen. Das ist eine seltsame Gesetzmäßigkeit; ich fürchte, dass keiner sie wirklich erklären kann. Klar, man kann diesen Umstand für sich nutzen. Stellen Sie sich vor, es hat sechs Wochen lang nicht geregnet und Sie haben einen Garten. Pragmatiker fangen dann an, Fenster zu putzen. Das ist alles, mehr ist nicht nötig. Freuen Sie sich mit den Blumen über das köstliche Nass, das gleich vom Himmel fällt. Aber die Scheiben! Scheibenkleister. Nachpolieren nötig.

Wenn morgens die Sonne aus allen Knopflöchern scheint, es aber noch angenehm kühl ist, dann ist die Zeit fürs Putzen gekommen. Meister Glanz hat seine helle Freude daran, wenn der Reiniger mit unter fünf Prozent anionischen Tensiden, Farb-, Duft- und Hilfsstoffen aufs Glas gesprüht wird. Streifenfreier Erfolg soll sich angeblich auch mit ein paar Spritzern Spiritus einstellen, aber dann sollte man während der Arbeit aufs Rauchen verzichten, würde ich sagen. Andererseits fällt ja gleich Löschwasser. Momentchen noch.

Bis kommenden Mittwoch soll es angeblich nicht regnen. Der Boden im Garten ist schon wieder supertrocken, die Ländereien brauchen Wasser, auch die Wälder haben noch nicht genug himmlisches Nass erhalten. Ich schlage vor, dass wir alle heute mal Fenster putzen. Schönes Wochenende.