Weserbergland (hek). Ölkäfer! – Wenn von ihm die Rede ist, streiten sich die Geister (und vor allem: die Fachleute). Einerseits gehört er zu den gefährdeten Tierarten, steht auf der „Roten Liste“ und soll geschützt werden. Andererseits ist das schwarz-blau-metallisch glänzende, bis zu fünf Zentimeter lange Krabbeltier ein überaus giftiger Artgenosse. Was tun?
Eine ganze „Meute“ von Ölkäfern hat Vera M. (Name geändert) aus Grohnde jetzt in Angst und Schrecken versetzt. Sie wunderte sich über die kleinen Tiere („Solche hatte ich zuvor nie gesehen“), die über ihren Rasen krabbelten, fing zwei in ein Marmeladenglas ein und brachte sie in das Fachgeschäft für Gartenbedarf und Tierhaltung Stieler in der Neuetorstraße in Hameln. „Ich wollte wissen, was das für Käfer sind“, erzählt die Rentnerin. Ihre Befürchtung wurde bestätigt. Bei den Tieren handelt es sich zweifelsohne um Ölkäfer. Volker Stieler rief dazu extra noch in der HALLO-Redaktion an: „Es sind die giftigsten Käfer, die wir in unseren Gärten antreffen können.“
Unbeantwortet allerdings bleibt die Frage, wie sie in den Grohnder Garten und dann zudem in dieser Menge gekommen sind. „Wir haben den Rasen behandelt wie in all den Jahren zuvor“, so Vera M. „Mein Mann hat ihn gedüngt und dann mehrfach gemäht.“ Sie schätzt, dass es Hunderte Käfer gewesen seien.
Im Frühsommer vergangenen Jahres wurden in Süddeutschland vermehrt Ölkäfer entdeckt. Einige Medien sahen da bereits Anzeichen einer gefährlichen Plage. Denn er scheidet bei Gefahr ölige, hochgiftige Tröpfchen aus Poren an den Kniegelenken aus. Doch Ölkäfer sind laut Auskunft des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit friedliche Tiere, die den Menschen nicht von sich aus aufsuchen oder angreifen: „Solange sie sich nicht bedroht fühlen, geht von ihnen keinerlei Gefahr aus. und auch die Berührung wäre theoretisch ungefährlich. Sie besitzen jedoch wie Marienkäfer die Fähigkeit, bei Störung sogenannte Hämolymphe, eine Körperflüssigkeit, austreten zu lassen. In der Hämolymphe vieler Ölkäferarten befindet sich das giftige und vom Käfer selbst synthetisierte Cantharidin, welches auch in sehr kleinen Mengen zu schweren Hautreizungen führen kann.“ Daher sollten Ölkäfer besser gar nicht erst berührt werden, da nicht klar ist, wann sich die Käfer bedroht fühlen und ihre Hämolymphe absondern.“
„Ich möchte die Ölkäfer ganz schnell wieder loswerden“, macht die Grohnderin deutlich, Doch was kann sie tun? Die Tiere am besten in Ruhe lassen, raten Experten, so auch die vom Bundesamt für Naturschutz. Da sie unter besonderem Artenschutz stehen, sei es verboten, sie der Natur zu entnehmen, ihnen Schaden zuzufügen oder sie zu töten.