Hameln-Pyrmont (ey). Zuweilen ist man nicht mehr sicher, was der Klimawandel an Veränderungen gerade auch im Bereich der Flora mit sich bringt … So dürften nicht wenige Menschen in diesen Tagen, in denen das Wandern durch Feld und Flur aufgrund eines „Lockdown light“ und vor dem Hintergrund, Menschenmassen und damit einem erhöhten Corona-Ansteckungsrisiko zu entgehen, ja zu einer Art Lieblingsbeschäftigung geworden ist, Raps vermuten, was dort gelb in Blüte steht. Aber Raps im November – kann doch nicht sein, oder?

Nein, es ist auch kein Raps, obwohl er genauso honiglich duftet, „sondern blühender Senf“, wie Henning Brünjes, Geschäftsführer des Bauernverband Weserbergland e.V. im Landvolk Niedersachen, auf Anfrage des HALLO verlautbaren lässt. Senf sei eine sogenannte Zwischenfrucht. Zwischenfrüchte werden im Spätsommer beziehungsweise Herbst nach der Ernte der Hauptfrucht ausgesät. Sie schützen den Boden und reduzieren Krankheiten und Schädlingsbefall. „Der Zwischenfruchtanbau führt durch Anreicherung des Bodens mit organischer Substanz zum Humusaufbau und zur Erhöhung der biologischen Aktivität“, sagt Henning Brünjes.

Zwischenfrüchte sorgen im Winter auf den Feldern dafür, dass Nährstoffe von den Pflanzenwurzeln gebunden werden, unter anderem auch Stickstoff; dies schütze das Grundwasser – und bereite gewissermaßen das Feld für ein kräftiges Wachstum der Hauptfrucht im kommenden Jahr. Außerdem dienen sie Kleinstlebewesen als Nahrung. Zwischenfrüchte sind Bodenverbesserer, die die sogenannte Gründüngung übernehmen. Nicht nur Senf gehört dazu, sondern noch weitere Pflanzenarten – einzeln oder in Mischungen (beispielsweise „Landsberger Gemenge“) verwendete Kreuzblütler wie Weißer Senf, Raps oder Ölrettich, Leguminosen wie Lupinen, Wicken oder Klee, Gräser wie Welsches Weidelgras und sonstige Arten wie Sonnenblumen. Zu den wichtigsten Gründüngungspflanzen gehören die Leguminosen (Hülsenfrüchtler), die in ihrer Blattmasse viel Eiweiß enthalten und den Ackerboden mit Stickstoffdünger anreichern, den sie mithilfe von Bakterien an ihren Wurzeln („Knöllchenbakterien“) aus der Luft gewinnen.