Hameln-Pyrmont (ul). Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie ist laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Beschäftigten in der Gastronomie deutlich gesunken. Auch in Hameln-Pyrmont wird das Wehklagen größer. Es fehlt an Fachpersonal. Eine Misere, mit der die Branche zu kämpfen hat.

Gabriele Güse, Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Kreisverband Hameln Stadt und Land, sagt: „Ein Großteil der Beschäftigten, die unter Corona gegangen sind, kommen nicht wieder, weil sich ihre Arbeitszeiten verbessert haben. Bei ihnen sitzt die Angst tief, was beim nächsten Mal passiert, bei der nächsten Virusvariante oder einer anderen Pandemie.“ Verständlich sei der Ausstieg von Mitarbeitern mit geringfügiger Beschäftigung, denn sie hätten kein Kurzarbeitergeld erhalten und mussten sich mit anderen Tätigkeiten über Wasser halten. Gabriele Güse weiß, dass viele von ihnen in den Einzelhandel abgewandert sind. „Doch nicht nur die geringfügig Beschäftigten sind ausgestiegen“, sagt die Dehoga-Vorsitzende. Ein bei ihr sehr gut ausgebildeter Fachangestellter habe beispielsweise entschieden, die Branche zu wechseln und eine Ausbildung als Handwerker zu starten.

Die im Dehoga-Verband versammelten Unternehmen machen sich viele Gedanken, wie sie den Personalschwund abfangen können. Gabriele Güse räumt ein, dass die Ausbildungssituation „schon vor Corona nicht rosig“ ausgesehen habe. Immer weniger Jugendliche aus Westeuropa wollten sich den hohen Anforderungen im Hotel- und Gaststättenbereich stellen. So habe sie sich in Rücksprache mit Arnoldus van Iersel, Generalmanager vom Hotel Steigenberger in Bad Pyrmont und dortiger Dehoga-Vorsitzender, auf dessen erfolgreiches Recruiting von Arbeitskräften aus Indonesien eingelassen und in Absprache mit der indonesischen Arbeitskräftevermittlung nun insgesamt sechs junge Indonesier per Videocall für die Ausbildung in Hameln ausgewählt. Die jungen Menschen hätten in Indonesien bereits Deutsch gelernt.

In Bad Pyrmont absolvieren die ersten vier Indonesier jetzt ihre Prüfung nach dreijähriger Ausbildung. Arnoldus van Iersel hatte bereits in der Finanzkrise in Spanien positive Erfahrung mit der Ausbildung von Spaniern gemacht, aber die taten sich mit der deutschen Sprache schwer. Den acht Azubis aus Indonesien und zwei Vietnamesen sowie einer Person aus Madagaskar, die im Steigenberger ausgebildet werden, falle das Deutschlernen leichter. Der Hoteldirektor freue sich, jetzt bald die nächsten vier Indonesier zur Ausbildung in der Kurstadt begrüßen zu können. Denn in der gehobenen Hotel- und Gaststättenbranche ist es selbstverständlich, dass die jungen Leute dann nach der Ausbildung den Ort wechseln und sich beispielsweise nach Berlin oder München bewerben. „Das sind keine billigen Arbeitskräfte, für die legen wir uns hier richtig ins Zeug, wir wollen ja, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert.“